Oktober 13

#7: Die deutsche Energiewendepolitik ist ein verantwortungsloser Etikettenschwindel

Die deutsche Energiewendepolitik ist ein verantwortungsloser Etikettenschwindel

Denk-Anstoß #7 – im Ostfalen-Spiegel

Ein kurzer polemischer Kommentar

Von Rainer Elsner

Wenn wir die etablierten Medien studieren, Leserbriefe lesen und Wirtschaftsführer hören, dann kann schnell der Eindruck entstehen, wir hätten kein größeres Problem als steigende Strompreise*. Und schuld daran ist allein die Ökostromabgabe. – Einfache Lösungen werden dann auch schnell präsentiert. Von Ökostromabgabe weg und sonst weiter so wie bisher bis hin zu riesigen Bioenergieplantagen oder heilsbringenden Fusionskraftwerken reichen die selten zu Ende gedachten Vorschläge.

Und die etablierte Presse macht das opportun und verantwortungslos häufig munter mit. Immer wieder finden sich Überschriften und Berichte, die die dringend notwendige Energiewende direkt oder indirekt hintertreiben – ganz im Sinne der noch amtierenden Bundesregierung. Denn diese hat zwar 2011 – ganz öffentlichkeitswirksam – draußen Energiewende draufgeschrieben. Doch drinnen ist es bei ihrer bisherigen allein konzernfreundlichen Politik geblieben. Dir FDP, die das mit Rößler und Brüderle besonders offen getan hat, wurde dafür bei der Wahl wenigstens abgestraft. Ganz anders aber die Partei der Kanzlerin Merkel. Die CDU hat sogar noch zugelegt – obwohl ihre Energiewendepolitik auf bundesebene ein einziger verantwortungsloser Etikettenschwindel war (und ist)**.

beim Bremsen entsteht ja immer Wärme

Die Energie-Konzerne bekommen ihre für Deutschland unsinnigen Offshore-Windparks zu ihren Kohle- und Atom-Großkraftwerken hinzu, um weiter ihre Marktmacht ausüben zu können und andere Konzerne und Großbetriebe ihre Befreiung von der Ökostromabgabe. Energie und CO2-Ausstoß sparen wir so nicht. – Und Mittelstand, Kleinunternehmen (vermutlich viele von beiden Wähler der noch amtierenden Regierungsparteien) und Bürgerinnen und Bürger bekommen die Strompreisbremse, die in Wahrheit nicht den Strompreis bremst (zumindest nicht für die zuletzt genannten drei Gruppierungen), sondern für die Konzerne die Gewinne weiter in die Höhe treibt und ganz nebenbei das Klima aufheizt. Fast ist man versucht, zu sagen: Klar doch, beim Bremsen entsteht ja immer Wärme.

Man mag diskutieren, wie man will. Eine vernünftige Bewertung aller aktuellen Informationen über den Klimawandel kann nur zu dem Schluss kommen: Wir müssen handeln – und zwar jetzt! Die verschwindend geringe Wahrscheinlichkeit, dass die (ja bereits stattfindende) menschengemachte Erderwärmung doch nicht so dramatisch ausfällt wie prognostiziert, sollte nicht dazu veranlassen, noch so lange wie möglich mit den notwendigen Handlungen zu warten. Denn dann ist es sicher zu spät (wenn dies nicht jetzt bereits der Fall ist). Die Frage lautet also nicht: Wie können wir etwas für den Klimaschutz und etwas für die Wirtschaft tun? Sondern sie lautet: Wie können wir künftig mit vollem Klimaschutz wirtschaften? Ohne Industrie (was ich hier nicht propagieren will) kann der Mensch schlimmstenfalls leben, auf verbrannter Erde nicht. Verantwortungsbewusstes Handeln bedeutet also: die Energiewende muss beschleunigt und nicht ausgebremst werden.

Wenn wir es schaffen, es vormachen, dann werden uns andere folgen

Und wir haben nichts zu verlieren, wenn wir handeln. Alle traditionellen Formen der Energiegewinnung basieren ausnahmslos auf endlichen Ressourcen. Den für unsere Industriegesellschaft zentralen Rohstoff, das Erdöl, haben wir innerhalb von weniger als 200 Jahren bereits zu mehr als der Hälfte verbrannt (das meiste davon in den letzten Jahrzehnten). Auch ohne Erderwärmung (und bei Ausblendung der Risiken der Atomkraft) wäre also ein Umdenken notwendig. Und die ganze Welt schaut seit 2011 auf Deutschland als eine der führenden Industrienationen! Wir sind quasi das Labor. Wenn wir es schaffen, es vormachen, dann werden uns andere folgen. Wenn wir es nicht schaffen, … tja dann … Unsere Erfolgsaussichten schwinden aber mit jedem Tag.

Und ganz nebenbei stärkt die (echte Bürger-) Energiewende durch ihre dezentralen und bürgernahen Strukturen auch noch unsere Demokratie. – Ist es das vielleicht, wovor die heute Mächtigen Angst haben? – Denn die Energieversorgung ist ein großer Machtfaktor. Heute hängen wir größtenteils noch an den „Kanülen“ der Konzerne, morgen versorgen wir uns selbst mit erneuerbarer Bürgerenergie.

setzt Euch ein für das Gelingen der Energiewende!

Also, liebe Leserinnen und Leser. Fangt endlich an, die Dinge wirklich zu hinterfragen und setzt Euch ein für das Gelingen der Energiewende! Denn es nutzt Euch genauso wie Euren Kindern. Wo kann ich anfangen fragt Ihr? Informiert Euch:

  • Der Gründer des Energieunternehmens juwi Mattias Willenbacher beispielsweise beschreibt in seinem jüngst erschienen Buch „Mein unmoralische Angebot an die Kanzlerin“ gut verständlich und sehr eindringlich die Notwendigkeit, die Möglichkeiten, die Vorteile und nicht zuletzt die Machbarkeit der Energiewende. Und zwar nicht erst irgendwann in ferner Zukunft, wie das die Bundesregierung beschlossen hat, sondern 100 % Erneuerbar bis 2020! Und ganz nebenbei erfahren wir, dass Frau Merkel die Zubereitung von Chicorée wichtiger ist als die Energiewende. Wer hätte das gedacht? Das kompakte Taschenbuch ist also absolut lesenswert, informativ und unterhaltsam dazu.
  • Unterstützt Initiativen wie „Die Bürgerenergiewende„.
  • Und / oder macht Eure Stadt auch zu einer Transition Town, einer Energiewendestadt.

Auf geht’s!

Wolfenbüttel, 13. Oktober 2013

*Das steigende Stromkosten für finanziell schlecht gestellte Menschen wie z. B. Empfängern des ALG2 durchaus ein Problem sein können, ist mir sehr wohl bewusst. Das aber ist ein z. B. über entsprechend geänderte (ohnehin die Energiewende besser fördernde) Tarifstrukturen lösbares Problem.

**Mir ist bekannt, dass es auf kommunaler Ebene überall in Deutschland (zum Glück) viele CDU-Politiker und -Politikerinnen gibt, die die Energiewende ernsthaft unterstützen und vorantreiben wollen. Aber das ändert leider nichts an der entgegengesetzten Bundespolitik. Jüngstes Beispiel ist die Aufweichung der CO2-Grenzwerte  für PKW in der EU im Sinne der deutschen Automobilindustrie.

Anmerkung: Das ist ein zügig geschriebener, bewusst polemisch gehaltener Kommentar. Die sonst üblichen Hintergrundverweise und Quellenangaben lasse ich bis auf einige unmittelbare Empfehlungen weg. Zu diesem Thema finden sich hier im Ostfalen-Spiegel bereits einige Beiträge von mir und unzählige Beiträge aus anderen seriösen Quellen. Und das erst kürzlich erschienene genannte Buch von Matthias Willenbacher liefert außerdem relativ kurz und prägnant einen guten Überblick.

Oktober 30

#6 2795 Gigatonnen Kohlendioxid – Wir werden verbrennen!

2795 Gigatonnen CO2 – Wir werden verbrennen!

Eine Geschichte von Ignoranz, Gier und fehlendem Verantwortungsbewusstsein auf allen Ebenen

Denk-Anstoß #6 – im Ostfalen-Spiegel

Von Rainer Elsner

Um 2 °C darf sich die Erde maximal erwärmen. Dafür dürfen bis etwa zum Jahr 2050 maximal 595 Gigatonnen Kohlendioxid freigesetzt werden. Verfügbar sind jedoch wenigstens etwa 2795 Gigatonnen CO2. Deren Freisetzung steht derzeit schon fest – wenn sich nicht sofort etwas ändert. Die Folgen werden verheerend sein! Wir werden „verbrennen“. Es geht bei der Energiewende also nicht „nur“ um den Ausstieg aus der Atomenergie. Doch bis auf wenige Ausnahmen machen alle so weiter wie bisher, ja schlimmer noch, das verantwortungslose Handeln nimmt scheinbar wieder zu. Ein Bundeswirtschaftsminister und ein EU-Energie-Kommissar fordern die Limitierung des Ausbaus der erneuerbaren Energie und benutzen auch die soziale Gerechtigkeit als Vorwand, um eigentlich aber Konzerninteressen zu vertreten.

„Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd‘ ich nun nicht los.“

Johann Wolfgang von Goethe

Ein paar Zahlen, die das aktuelle Greenpeace Magazin[1] (siehe Abb.) veröffentlicht hat, sollten uns „aufhören“ lassen. Um 2 °C darf sich die Erde maximal erwärmen, wenn die Folgen der Klimaerwärmung für uns Menschen noch handhabbar bleiben sollen. Diese Zahl wird schon länger diskutiert und wurde im Abschlussdokument der UN-Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen als wissenschaftlich belegt anerkannt. Jedoch wird von einigen Wissenschaftlern angezweifelt, ob das 2-Grad-Ziel überhaupt ausreichend ist oder sich nicht schon jetzt größere Katastrophen anbahnen. „Alles, was über einem Grad liegt, ist riskant“ sagt der Klimaforscher am MIT Kerry Emanuel.[2] Aktuelle Phänomene wie das Abschmelzen der Arktis, die Zunahme von Wirbelstürmen oder extreme Hitzewellen könnten dafür sprechen. Die zweite Zahl, die im aktuellen Greenpeace Magazin genannt wird, sind 565 Gigatonnen CO2. Diese Menge an Kohlendioxid darf nach wissenschaftlichen Berechnungen maximal bis zur Mitte des Jahrhunderts noch freigesetzt werden, wenn wenigstens die 2-Grad-Marke eingehalten werden soll.[3] Die dritte Zahl schließlich sind die 2795 Gigatonnen CO2, die in der Überschrift genannt sind. Dieses Potential an freiwerdendem CO2 bergen nach aktuellen Berechnungen der Carbone Tracker Initiative die derzeit noch verfügbaren fossilen Rohstoffe Erdöl, Kohle und Erdgas.[4] Das sind fünfmal mehr als für das Einhalten der 2-Grad-Marke noch verantwortbar wäre (die genannten 595 Gigatonnen). Und diese Menge wird freigesetzt werden, wenn sich nicht sofort etwas ändert. Denn die einflussreichen Erdöl- und Kohlekonzerne führen dieses Potential bereits in ihren Bilanzen. Ein Stopp der Förderung würde ihre Aktienkurse fallen lassen.[5] Und deshalb werden diese Konzerne einen Förderstopp nicht widerstandslos hinnehmen. Wer zum Beispiel den Exxon-Chef Rex Tillerson genau zuhört, versteht was Verantwortung und Menschlichkeit für diese „Verantwortungsträger“ bedeutet: »Den Angstfaktor, der die Menschen sagen lässt, ‚Wir müssen das stoppen!, akzeptiere ich nicht«.[6] Das soll an dieser Stelle nicht weiter kommentiert werden, denn Zahlen und Aussagen sprechen für sich.

Sie werden erst gar nicht zu existieren beginnen, da ihre (unsere) Lebensgrundlage verbrannt sein wird

Wir werden verbrennen! Das ist sicher – wenn wir nicht sofort (!) umschwenken. Die Aufzeichnungen der Klimaforscher legen nahe, dass sich der Backofen schon lange aufheizt.[7] Nicht jeder von uns wird wirklich verbrennen. Und die, die unmittelbarer davon betroffen sein werden als die heute Fünfzigjährigen, werden nicht unbedingt in Flammen aufgehen. Aber sie werden nicht mehr leben können oder erst gar nicht zu existieren beginnen, da ihre (unsere) Lebensgrundlage verbrannt sein wird – verbrannt in der Hitze einer durch unser kurzdenkendes und verantwortungsloses Verhalten aufgeheizten und dadurch schwindenden Biosphäre. Einer Biosphäre, der wir zugleich die Vielfalt zum Überleben stehlen. Denn, wir heizen nicht nur unseren Planeten auf, wir vernichten zeitgleich täglich Tier- und Pflanzenarten. Einige Experten gehen davon aus, dass wir bis zum Ende des Jahrhunderts etwa 50 Prozent aller Arten verloren haben werden, die derzeit noch unseren Planeten bevölkern[8]. An anderer Stelle wird von zwischen drei und 130 Arten gesprochen, die an jedem Tag (!) aussterben[9]. Wir vernichten also das ökologische Gesamtgefüge, was unser Leben überhaupt nur möglich macht. Unser Raubbau an der Natur – der genaugenommen mit der Klimaerwärmung zusammengehört – ist also ein weiterer Handlungsstrang, in dem wir systematisch an unserem Untergang als Menschheit arbeiten.

die „Verantwortungsträger“ in Politik und Wirtschaft halten unverändert am zerstörerischen Handlungsmustern fest, die in dieses Verhängnis geführt haben

Es geht bei der Energiewende also nicht allein um den Ausstieg aus der für sich schon unverantwortbaren, gefährlichen Atomkraftnutzung (das Risiko eines Reaktorunfalls in Europa wächst mit jedem Tag![10]). Aber, obwohl dieses Wissen heute für alle zugänglich ist und in Wissenschaft und Politik schon seit Jahrzehnten diskutiert wird[11], halten die „Verantwortungsträger“ in Politik und Wirtschaft unverändert am zerstörerischen Handlungsmustern fest, die in dieses Verhängnis geführt haben. Sei es der Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rößler, der Bundesumweltminister Peter Altmaier oder der EU-Energie-Kommissar Günther Oettinger, um nur ein paar deutsche Politiker zu nenne, keiner schafft es, die Prioritäten richtig zusetzen. Im Zweifel steht die funktionierende Wirtschaft an oberster Stelle. Statt beispielsweise einer weiteren konsequenten Förderung der erneuerbaren Energien Vorschub zu leisten, sprechen sie aus Furcht vor zu hohen Strompreisen von einer Limitierung des Ausbaus. Die notwendige Rücksicht auf die Industrie und auf sozial Schwache würde dies bedingen. Nach alternativen Wegen wird lieber nicht gesucht. Dass auf einer verbrannten Erde aber kein Leben und also auch keine Wirtschaft mehr funktionieren wird, das wird in den Chefetagen von Politik und Wirtschaft allem Anschein nach einfach ausgeblendet.[12]

Hoffnungsvollerweise gibt es aber auch andere einflussreiche Stimmen

Hoffnungsvollerweise gibt es aber auch andere einflussreiche Stimmen. Der britische Thronfolger Prince Charles zum Beispiel setzt sich seit vielen Jahren für ein sozial- und umweltverträgliches Wirtschaften ein. In seinem im Jahr 2010 erschienen Buch Harmonie – Eine neue Sicht unserer Welt beschreibt er ausführlich die vielfältigen sozialen und ökologischen Probleme und zeigt aber auch Alternativen auf. Deshalb soll ihm heute auch das Schlusswort gehören:

„Vielleicht ist jetzt wirklich der Moment gekommen umzudenken. Jetzt müssen wir lernen, nicht nur die Kosten, sondern auch die Qualität zu bemessen, müssen uns von unserer Wettbewerbsobsession freimachen und uns auf Dauerhaftigkeit und ökonomische Resilienz verlegen, müssen lernen, Nachhaltigkeit ebenso zu bewerten wie das Bruttoinlandsprodukt und das Wohlbefinden stärker ins Auge zu fassen als bloßes Wachstum. Wenn wir das lernen, können wir uns vielleicht schneller vom Zeitalter der Naturferne verabschieden und in das eintreten, was hoffentlich die nächste historische Phase sein wird: in das Zeitalter der Harmonie, wie wir es nennen könnten – mit Sicherheit ein Zeitalter der Integration.“[13]

Schlussbemerkung der Redaktion

Das Thema wurde im Ostfalen-Spiegel schon mehrfach diskutiert. Insofern gibt es auch Wiederholungen. Diese scheinen aber auch notwendig zu sein für einen entscheidenden Denkanstoß. Einiges, was hier nicht nochmal gesagt wurde findet sich in älteren Beiträgen:

Wolfenbüttel, 30. Oktober 2012

Quellennachweis:

[1] Bill Mckibben und Christoph Niemann (Illustrationen): „Es wird heiß“, Greenpeace Magazin Nr. 6 (2012), S. 20-29.

[2] Ebd., S. 23.

[3] Ebd., S. 23 f.

[4] Ebd. S. 34 ff.

[5] Ebd.

[6] Rex Tillerson im Juni 2012 in New York; zitiert nach Mckibben, Niemann, „Es wird heiß“, S. 27.

[7] Wolfgang Hassenstein: „Das Fieber steigt“, Greenpeace Magazin Nr. 6 (2012), S. 30-31.

[8] The Prince of Wales mit Tony Juniper u. Ian Skelly: Harmonie: Eine neue Sicht der Welt. A. d. Engl. V. Erika Ifang. 1. Aufl. München: Riemann, 2012, S. 66.

[9] Wikipedia: „Aussterben“, http://de.wikipedia.org/wiki/Artensterben, zuletzt online abgerufen am 28.10.2012.

[10] https://www.ostfalen-spiegel.de/2012/wahrscheinlichkeit-von-reaktorunfallen-in-westeuropa-besonders-hoch/

[11] Spätestens mit der Veröffentlichung des ersten Berichts an den Club of RomeDie Grenzen des Wachstums“, den 1972 MIT-Wissenschaftler veröffentlicht haben, kann diese Diskussion als eröffnet angesehen werden!

[12] Vgl. z. B. „Jede fünfte Kilowattstunde ist Ökostrom“ Die Zeit Online 29.08.2012, (http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-08/solarenergie-windkraft-deutschland), online abgerufen am 28.10.2012; oder „Mehr Konsens für die Energiewende“ Handelsblatt Online 03.09.2012 (http://www.erneuerbare-energien-tagung.de/mehr-konsens-fuer-die-energiewende/#more-2287), abgerufen am 28.10.2012.

[13] The Prince of Wales, Harmonie, S. 320.

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September 30

#5 Wie sinnvoll und verantwortbar ist die Energiesparlampe?

Wie sinnvoll und verantwortbar ist die Energiesparlampe?

Eine kurze, kommentierte Recherche

Denk-Anstoß #5 – im Ostfalen-Spiegel

Von Rainer Elsner

„Im Ergebnis aller vorliegenden Untersuchungen stützt das Umweltbundesamt das EU-Ziel, herkömmliche Glühlampen binnen weniger Jahre – mit Ausnahmen – vom Markt zu nehmen und durch moderne, deutlich energieeffizientere Lampen zu ersetzen. Die Risiken im Umgang mit Energiesparlampen sind begrenzt und beherrschbar. Die Klimavorteile der Energieeinsparung bei der Beleuchtung sind groß und helfen bei der Umstellung der Stromerzeugung in Deutschland auf regenerative Energiequellen.“[1]

Seit einigen Monaten wird an vielen Orten diskutiert, dass die Energiesparlampe (genauer die Kompaktleuchtstofflampe) hoch gefährlich ist und zudem keinen energetischen Vorteil gegenüber der „guten alten“ Glühlampe hat. Schnell hat sich diese Information ausgebreitet und schnell wurde sie von vielen Menschen ungeprüft als richtig übernommen. Die auch nicht mehr ganz junge Energiesparlampe hat plötzlich den Ruf einer Giftpflanze.

Ein „Dokumentarfilm“

Ausgelöst wurde diese Diskussion um die Energiesparlampe vor allem von dem „Dokumentarfilm“ Bulp Fiction. Dieser Film deckt angeblich die Gefahren der Lampe, Einflussnahmen der Lampenkonzerne auf die Politik und obendrein auch noch einen mangelnden Einspareffekt auf. All das wurde (und wird) hernach ungeprüft von zahlreichen Journalisten bis hinein in die öffentlich-rechtlichen Medien verbreitet.[2] Und auf der Internetseite des Films wird sogar eine Empfehlung des Österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur zitierte.[3] All das geschieht, obwohl der Film wirklich nachprüfbare Beweise schuldig bleibt.[4] Die Tragweite des Vorganges wird daran deutlich, dass die Akteure in den Medien und Ministerien diese Information weiterverbreiten, obwohl sie teilweise sogar eine wissenschaftliche Ausbildung absolviert haben, also kritisches Denken und eine korrekte Beweisführung gelernt haben müssten. Dem Physiker Rüdiger Paschotta kam schon die Sokal-Affäre in den Sinn, in welcher ein Wissenschaftler absichtlich – sozusagen zur Vorführung – Unsinn veröffentlicht hatte.[5] Allerdings ist dieser Film allem Anschein nach ernstgemeint.

Kritische Beobachter wurden allerdings skeptisch, warum nach bald 30 Jahren ihrer Existenz die Energiesparlampe plötzlich nicht nur besonders gefährlich sein soll, sondern auch keinen Energiespareffekt haben soll. Wenn dies so wäre, erscheint es u. a. auch sehr unwahrscheinlich, dass irgendein ernstzunehmender Umweltverband diese Lampen bis heute befürwortet. Genau das tun aber diese Verbände unverändert.[6] Die Umweltverbände tun dabei das einzig vernünftige, sie ignorieren die Risiken nicht, gehen aber angepasst an das tatsächliche Gefahrenpotential damit um. Die Umweltverbände sprechen sich unverändert für den Einsatz der Energiesparlampen aus, machen auf die Gefahren aufmerksam, erklären den richtigen Umgang damit und fordern zugleich von Herstellern und Politik eine Verbesserung von Technik und Entsorgung.[7]

Was die Gefahren des Quecksilbers betrifft, so enthalten die von ihrem Ursprung her seit 150 Jahren existierenden Leuchtstoffröhren (fälschlich häufig auch Neonröhren genannt) eine größere Menge als die Energiesparlampen und führen somit beim Bruch auch zu einer größeren Verunreinigung der Raumluft.[8] Und alle diese Lampen wiederum sind nicht die größten Quellen für Quecksilber in der Umwelt. Zum Beispiel das Verbrennen von Kohle in Kraftwerken setzt deutlich mehr Quecksilber frei – und das nicht nur zunächst theoretisch (denn die Energiesparlampen setzen das Quecksilber nur frei, wenn sie zerbrechen oder später falsch entsorgt werden!), sondern jeden Tag ganz praktisch.[9]

Der Einsatz von Energiesparlampen ist unverändert sinnvoll, notwendig und verantwortbar

Aufgrund der eingeschränkten Zeit, die mir zum Recherchieren zur Verfügung steht, mag es an der einen oder anderen Stelle noch Ergänzungsbedarf geben. Aber ich kann nicht erkennen, dass ich an meiner Grundaussage, der Einsatz von Energiesparlampen ist bei Beachtung von wenigen Sicherheitshinweisen sowie einer fachgerechten Entsorgung unverändert sinnvoll, notwendig und verantwortbar, etwas ändern muss. Sicher ist der Einsatz eines giftigen Stoffes wie Quecksilber immer mit Problemen verbunden. Aber solche Probleme finden wir bei vielen unserer technischen Geräte, wo die damit verbundenen Probleme häufig kaum weniger folgenschwer sind, mitunter sogar deutlich schwerer als bei der Energiesparlampe. Bei der Entscheidungsfindung kommt es dann auf die Beherrschbarkeit der Probleme und Folgen an. Und die sehe ich bei der Energiesparlampe unverändert als gegeben an. Selbstverständlich müssen die eingesetzten Stoffe, Produktion, Recycling und Entsorgung weiter verbessert werden, aber das war (und ist) z. B. bei Batterien (die ebenfalls Schwermetalle enthalten) nicht anders. Und eine Befürwortung der Energiesparlampe schließt die Suche nach Alternativen nicht aus. Möglicherweise ist es die LED-Lampe, sicher ist das aber noch nicht.

Aus den bereits genannten Quellen und weiteren im Quellennachweis am Ende des Textes aufgelisteten Quellen ergibt meine Recherche folgende wichtige Aussagen:

  • Energiesparlampen sind definitiv (also gesamtbilanziert) deutlich sparsamer als herkömmliche Glühlampen. Somit tragen sie zur Energieeinsparung bei, welche u. a. aufgrund der drohenden Klimakatastrophe unbedingt notwendig ist.
  • Der Quecksilbergehalt von Energiesparlampen ist geringer als der von Leuchtstoffröhren verbunden mit den entsprechenden Folgen beim Bruch beider Lampenarten. Leuchtstoffröhren sind dabei seit vielen Jahrzehnten allerorten im Einsatz, ohne das besondere „Verseuchungen“ bekannt sind.
  • Wegen des Quecksilbergehaltes sind alle Leuchtstofflampen mit der notwendigen Vorsicht zu handhaben. Ein entsprechend behutsamer Umgang mit den Lampen ist aber zur Risikominimierung in der Regel ausreichend.
  • Das Hauptargument, die Quecksilbergefahr aus Energiesparlampen, wird nach bisheriger Erkenntnis in den gegen Energiesparlampen gerichteten Veröffentlichungen deutlich zu hoch bewertet, erstrecht im Vergleich zu anderen Quellen wie z. B. den Emissionen aus Kohlekraftwerken.
  • Beim Bruch einer Energiesparlampe ist sofortiges Lüften von mindestens 15 bis besser 30 Minuten und das geschützte Beseitigen der Bruchstücke ausreichend, um den Quecksilbergehalt der Raumluft wieder unter die vertretbaren Grenzwerte zu bekommen und eine Vergiftung zu verhindern. Eine kurze Anleitung gibt es z. B. im zugehörigen Wikipedia-Artikel. Für den Einsatz in Kinderzimmern sollten ggf. extra gekapselte Varianten genutzt werden.
  • Problematisch sind Energiesparlampen aus Billigproduktionen, wie es u. a. die Deutsche Umwelthilfe (DUH) festgestellt hat. Auch aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass gute Markenware tatsächlich über viele, viele Jahre zuverlässig funktioniert, Billigprodukte vom Diskounter hingegen nicht immer.
  • Wichtig ist, dass alle, die mit den Energiesparlampen umgehen (also Verbraucher, Verkäufer, Entsorger, …) entsprechend informiert bzw. geschult werden, um sorgsam mit den Lampen umzugehen.
  • Der genannte Film Bulp Fiction ist allem Anschein nach hauptsächlich effekthaschende Propaganda gewürzt mit Verschwörungstheorien und leider absolut keine sorgfältig und belastbar recherchierte Verbraucherinformation. Eine wirklich gute, verständliche und ausführliche Auseinandersetzung mit dem Film finden alle Interessierten, wie schon angemerkt[10], unter folgender URL: http://www.energie-lexikon.info/bulb_fiction.html.

Einflussnahme auf die Politik

Neben den Gefahren wurde in Bulp Fiction auch die Einflussnahme der Wirtschaft auf die Politik kritisiert. Auch diese Kritik ist grundsätzlich sogar berechtigt, nur in diesem speziellen Thema wohl eher fehl am Platz und dadurch sogar kontraproduktiv. Denn damit wird von den wirklich skandalösen Einflussnahmen, die leider tatsächlich stattfinden, sogar noch abgelenkt. Die Energiesparlampe ist für diese Kritik also kein guter Ansatz. In anderen Bereichen wie Public-Privat-Partnership im Bereich der Energie- und Wasserversorgung zum Beispiel, beim Emissionshandel für CO2 oder bei der Automobilindustrie wäre eine solche Kritik vermutlich deutlich angebrachter.

Die mitunter zugleich angeführte absichtliche Verkürzung von Lebenszeiten technischer Geräte gibt es sicherlich. Aber wenn solche Vorwürfe erhoben werden, müssen sie im Einzelfall nachgewiesen werden. Und sie ist ein grundsätzliches Problem unseres derzeitigen Wirtschaftssystems. Auch hier gibt es aus meiner Sicht zudem schwerwiegendere Felder als gerade Lampen.

sehr bedenklich und kontraproduktiv

Angesichts der wirklich bedrohlichen ökologischen Probleme wie der voranschreitenden Erderwärmung oder dem Ressourcenverbrauch, sehe ich solche Initiativen gegen eine sinnvolle Einspartechnik als sehr bedenklich und kontraproduktiv an. Aus meiner Einschätzung ist das an gleicher Stelle anzusiedeln, wo die sogenannten Klimaskeptiker anzusiedeln sind, in einem Kreis von Menschen, der – aus welcher Motivation heraus auch immer – lieber offensichtliche Gefahren leugnet und weiter machen will wie bisher als vernünftig und verantwortungsbewusst zu handeln.[11]

Dass dann von vielen außenstehenden Akteuren ohne eigene Recherche lieber eine aufgebauschte Verschwörungstheorie geglaubt wird als sauber recherchierten, mit nachprüfbaren Quellen belegten und sachlich fundierten Argumenten zu folgen, ist ein widervernünftiges Phänomen unserer Zeit, was mittlerweile leider bei vielen Themen zu finden ist.

Ich kann es aber eigentlich nur schwer nachvollziehen, wenn jemand im „aufgeklärten“ und gebildeten Deutschland diffuser, den eindeutigen Nachweis schuldig bleibender Panikmache auf Dauer (dass sich jemand von den Berichten zunächst beeindrucken lässt, ist nachvollziehbar) mehr Glauben schenkt als einer anerkannten Umweltbehörde, zahlreichen anerkannten Umweltverbänden und kompetenten Wissenschaftlern. Deshalb ist meine Empfehlung, vor einer Beurteilung der Energiesparlampe zunächst ggf. auch noch die nachstehend aufgeführten Quellen eingehend zu studieren.

Wolfenbüttel, 30. September 2012

Quellen:

[1] Umweltbundesamt (UBA): Hintergrund: Energiesparlampen in der Diskussion. Informationsbroschüre. Dessau-Roßla: UBA, 2011, S. 5 [PDF-Datei] http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3964.pdf, im Internet abgerufen am 25.09.2012.

[2] Z. B. in einem sehr tendenziös anmoderierten Beitrag der Sendung Quer des Bayrischen Rundfunks: http://blog.br.de/quer/tag/energiesparlampe, im Internet abgerufen am 29.09.2012;

oder in einem Online-Beitrag der Zeitung Die Welt des Springerverlags: http://www.welt.de/kultur/kino/article106387513/Wie-es-zur-Diktatur-der-Energiesparlampen-kam.html, im Internet abgerufen am 29.09.2012.

[3] Bulp Fiction – Der Film / Schule: http://www.bulbfiction-derfilm.com/film/schulen, im Internet abgerufen am 29.09.2012 [Hinweis: Der Link zum Österreichischen Ministerium führt mittlerweile ins Leere].

[4] Paschotta, Rüdiger: „Bulp Fiction: ein Propagandafilm gegen die Energiesparlampe“ in Das RP-Energie-Lexikon [Internet-Lexikon], http://www.energie-lexikon.info/bulb_fiction.html, im Internetabgerufen am 26.09.2012.

[5] Paschotta, Bulp Fiction.

[6] Das schreiben Umweltverbände zur Energiesparlampe:

BUND: „Das Ende der Glühlampe: ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz“ und „BUND begrüßt Verbot, fordert aber Verbesserung der Energiesparlampen“ http://www.bund.net/index.php?id=3269, im Internet abgerufen am 29.09.2012.

DHU: „„Es gibt immer wieder zu wenig Licht für den Klimaschutz. Schon mit dem Einsatz energiesparender Lampen und deren korrekter Entsorgung – wie auch der anderer Altgeräte – können wir beispielsweise zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen. Mit ausgedientem Hi-Tech gewinnen wir wertvolle Rohstoffe, sparen natürliche Ressourcen und entlasten das Klima. So retten wir auch mit kleinen Änderungen unserer Gewohnheiten die Eisbären.“ Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V.“, http://www.duh.de/energiesparlampe.html, im Internet zuletzt abgerufen am 29.09.2012.

NABU: „„Der Glühlampen-Ausstieg fördert die effizientere Nutzung von Energie, schont die Umwelt und gleichzeitig den Geldbeutel der Verbraucher“, erklärte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller“ http://www.nabu.de/presse/pressemitteilungen/index.php?popup=true&show=5911&db=presseservice, im Internet zuletzt abgerufen am 29.09.2012.

[7] Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): Die Energiesparlampe: Ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz: Beleuchtung muss umwelt- und gesundheitsverträglich werden. Berlin: BUND, 2009; [PDF-Datei] http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/energie/20090826_energie_energiesparlampen_hintergrund.pdf, im Internet abgerufen am 29.09.2012;

Deutsche Umwelthilfe (DUH):Energiesparlampen: Wertvoll für den Klimaschutz – zu wertvoll für den Müll. Informationsblatt. Radolfzell: DUH, o. J. [PDF-Datei] http://www.duh.de/uploads/media/DUH-Infoblatt_Energiesparlampen_02.pdf, im Internet abgerufen am 29.09.2012;

–DUH: „Energiesparlampe: Aktuelles“, http://www.duh.de/energiesparlampe.html, im Internet zuletzt abgerufen am 29.09.2012;

–DUH: „Licht an für das Klima: Energiesparlampen sind praktischer Umweltschutz“, Informationsbeitrag auf der DUH-Internetseite, http://www.duh.de/2849+M5f4cfb02e79.html, im Internet zuletzt abgerufen am 29.09.2012;

–DUH: Ramsch-Energiesparlampen: DUH stoppt BILD und Rewe bei irreführender Werbung“, Informationsbeitrag auf der DUH-Internetseite, http://www.duh.de/2992.html, im Internet zuletzt abgerufen am 29.09.2012;

Naturschutzbund Deutschland (NABU): „Gerüchte um die giftige Birne“ Informationsbeitrag auf der NABU-Internetseite, http://www.nabu.de/themen/energie/energieeffizienz/10471.html, im Internet abgerufen am 29.09.2012.

[8] UBA, Energiesparlampen in der Diskussion, S. 3.

[9] Paschotta, Rüdiger: „Energiesparlampen: tödliche Gefahr durch Quecksilber?“ in Das RP-Energie-Lexikon (Internet-Lexikon), http://www.energie-lexikon.info/energiesparlampen__toedliche_gefahr_durch_quecksilber.html, im Internet abgerufen am 26.09.2012;

Wikipedia: Kohlekraftwerk\Schadstoffausstoß, http://de.wikipedia.org/wiki/Kohlekraftwerk, im Internet abgerufen am 28.09.2012;

sowie

Wikipedia: Quecksilber\Umweltemissionen, http://de.wikipedia.org/wiki/Quecksilber#Umweltemissionen, im Internet abgerufen am 30.09.2012.

[10] Paschotta, Bulp Fiction.

[11] Vgl. z. B. auch meine „Gedanken zum Zeitgeit VIII“ – ENERGIE – Fracking ist nicht das Problem, sondern eine Folge im Ostfalen-Spiegel.

Weitere Quellen und Informationen:

Bulp Fiction – Der Film: http://www.bulbfiction-derfilm.com/, im Internet aufgerufen am 26.09.2012.

Bund der Energieverbraucher: „Glühende Gruselpropaganda“ in Energiedepesche 3-2012, S. 18-19; zu lesen auch im Internet auf der Seite vom Bund der Energieverbraucher unter http://www.energieverbraucher.de/de/Zuhause/Beleuchtung/site__2440/#con-12976, im Internet zuletzt abgerufen am 29.09.2012.

Delleske, Andreas: Energiesparlampen-FAQ, http://www.dellekom.de/info/energiesparlampen-faq, im Internet abgerufen am 28.09.2012.

Paschotta, Rüdiger: „Aberglauben, Halbwahrheiten und Propaganda“ Das RP-Energie-Lexikon (Internet-Lexikon), http://www.energie-lexikon.info/aberglauben.html, im Internetabgerufen am 26.09.2012.

Umweltbundesamt: „Quecksilber aus zerbrochenen Energiesparlampen“ Presseinformation Nr. 58/2010 http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2010/pdf/pd10-058_quecksilber_aus_zerbrochenen_energiesparlampen.pdf, im Internet abgerufen am 26.09.2012.

Wikipedia: Kompaktleuchtstofflampe (Energiesparlampe) http://de.wikipedia.org/wiki/Kompaktleuchtstofflampe, im Internet abgerufen am 26.09.2012.

Bildnachweis: File:Kompaktleuchtstofflampe und Glühlampe.jpg, Foto und Bildunterschrift: Jochen2707 at de.wikipedia, Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0

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Juni 16

#4 Ein Bundespräsident in fragwürdiger Tradition

Ein Bundespräsident in fragwürdiger Tradition

Ein kurzer Denkanstoß zur Antrittsrede von Bundespräsident Gauck in der Führungsakademie der Bundeswehr

Denk-Anstoß #4 – im Ostfalen-Spiegel

Von Rainer Elsner

„Die Freiheit als Mensch, deren Prinzip für die Konstitution eines gemeinen Wesens ich in der Formel ausdrücke: Niemand kann mich zwingen, auf seine Art (wie er sich das Wohlsein anderer Menschen denkt) glücklich zu sein, sondern ein jeder darf seine Glückseligkeit auf dem Wege suchen, welcher ihm selbst gut dünkt, wenn er nur der Freiheit anderer, einem ähnlichen Zwecke nachzustreben, die mit der Freiheit von jedermann nach einem möglichen allgemeinen Gesetze zusammen bestehen kann, (d.i. diesem Rechte des andern) nicht Abbruch tut.“

Immanuel Kant

Wolfenbüttel, 16.06.2012 (Ergänzungen 18.06.2012). Schade! Mehr fällt mir zunächst nicht ein. Oder vielleicht auch noch: Das habe ich aber leider nicht anders erwartet. Denn Herr Gauck reiht sich gerade in mehrere fragwürdige Traditionen ein. Die eine Tradition ist relativ alt und zeitweise zu ertragen, denn wir sind alle Menschen. Diese Tradition ist die von Bundespräsidenten, die es nicht schaffen, diesem Amt eine besondere Rolle und Würde im politischen Geschehen zu verleihen. In meiner persönlichen Erinnerung, die diesbezüglich irgendwann in den 1970er Jahren einsetzt, hatten wir zwei Präsidenten, die sich definitiv nicht in diese Tradition einreihten, sondern das Amt auf je eigene Weise besonders würdevoll ausübten: Richard von Weizsäcker und Johannes Rau. Es ist also keine Frage des Parteibuches.

In den Chor einstimmen, der uns Deutsche wieder kriegstauglich machen will

Eine weitere fragwürdige Tradition ist relativ jung. Sie wurde von Horst Köhler begründet. Das ist die Tradition von Bundespräsidenten, die kritiklos in den Chor einstimmen, der uns Deutsche (eigentlich grundgesetzwidrig) wieder kriegstauglich machen will. Horst Köhler sagte sinngemäß, dass wir uns daran gewöhnen müssen, dass der Krieg wieder ein legitimes Mittel der Außenpolitik wird und knüpfte damit – vielleicht ungewollt – an eine Tradition an, die uns schlussendlich in zwei grausame und menschenverachtende Weltkriege geführt hat. Und Joachim Gauck reiht sich ein, indem er – wie schon in anderen politischen Fragen – das Regierungshandeln als richtig und Kritik daran sinngemäß als Gedanken verwöhnter, undankbarer Spinner abtut. Und, schlimmer noch, indem er in diesem Fall Kriegsgegner als „Glückssüchtig“ brandmarkt – na schönen Dank auch lieber Herr Pfarrer Gauck!

So wenig ein Soldat im Krieg fällt – er wird getötet, er stirbt auf tragische Weise

Da sollen wir also wieder hin, ja? Dass wir gefallene Soldaten als Helden verehren und ihren lebenden Kameraden den Bürgersteig frei machen. Dass es für jeden ordentlichen Bürger die erstrebenswerteste Auszeichnung ist, Reserveoffizier zu sein. – Also in die „mit Gewalt imprägnierte Gesellschaft“, der wir viele Millionen tote, verwundete und traumatisierte Menschen verdanken. Nein Herr Gauck! So wenig ein Soldat im Krieg fällt – er wird getötet, er stirbt auf tragische, oft grausame Weise, so wenig sollten wir getötete Soldaten als Helden feiern oder zu ihnen verklärt aufschauen!

unseren Soldatinnen und Soldaten Respekt und Anerkennung  entgegenbringen

Was wir tun sollten (auch, weil wir als Wählerinnen und Wähler die Politik mit verantworten), ist, unseren Soldatinnen und Soldaten Respekt und Anerkennung dafür entgegenbringen, dass sie bereit sind, Leben und Gesundheit für uns und unsere Freiheit einzusetzen – wie das aber tagtäglich auch Polizisten und Feuerwehrleute tun! Dennoch, ich bin der Letzte, der den Soldaten der Bundeswehr (sofern sie wirklich zu ihrem Eid auf unsere Verfassung stehen), den Respekt und die Anerkennung ihrer Arbeit gegenüber versagt. Diesen Respekt und diese Anerkennung verdienen sie (- bekommen sie von ihrem Dienstherren im Falle von Verwundungen und Traumatisierungen aber häufig wohl nicht ausreichend). Nur, Soldaten sind keine besseren Menschen. Und der Respekt ihrer Arbeit gegenüber bedeutet nicht, dass ich ihren Einsatz irgendwo in der Welt für gut und richtig befinden muss! Und das bedeutet sowieso nicht, dass ich Krieg für richtig befinden muss!

Und, lieber Herr Gauck, solange Deutschland zu den größten Rüstungsexporteuren der Welt gehört, solange bleibt eine noch so gut gemeinte militärische „Hilfe“ scheinheilig. Ob wir in den Irak schauen, nach Afghanistan oder nach Libyen, alle bösen Unterdrücker und Diktatoren haben immer auch Waffen aus den „freiheitsliebenden“ westlichen Industrienationen gehabt – die USA vorne weg und wir Deutschen oft nicht weit dahinter – leider!

Nachtrag

Dieser kurze Kommentar wurde vor allem von den Beiträgen von Albrecht Müller in den NachDenkSeiten inspiriert. Deshalb möchte ich allen Leserinnen und Lesern ans Herz legen, auch diese Beiträge zu lesen:

Worte des Bundespräsidenten: Ekelhaft und geschichtsvergessen“ vom 12. Juni 2012

Nachtrag zum kritischen Beitrag über die Worte des Bundespräsidenten zu Militäreinsätzen“ vom 13. Juni 2012

Und ganz besonders auch:

„Nie wieder Krieg“– Diese Einsicht soll offensichtlich endgültig der Vergangenheit angehören. Eine Art Wochenrückblick.“ vom 15. Juni 2012

In diesem jüngsten Beitrag ist vor allem das dort wiedergegebene Leserecho wichtig und interessant.

Ergänzung vom 18. Juni 2012:

Derzeit fehlt mir leider die Zeit, meine Kritik und damit verbundene Hinweise für das Denken ausführlicher darzulegen. Allerdings halte ich das Thema für so wichtig, dass es hier eben nicht unkommentiert bleiben sollte. Der Vorteil vom Internet ist dann ja der, dass für die ausführlichere Kritik auf passend erscheinende Beiträge anderer Menschen verwiesen werden kann. Das möchte ich deshalb hier nochmals tun. Der Aufsatz „Wenn sie uns vorsterben wollten“ von Holdger Plata im Spiegelfechter übt einige passend erscheinende Kritik und gibt einige bedenkenswerte Hinweise.

Das einleitende Zitat von Kant kam ebenfalls erst am 18. Juni hinzu.

Quellen und Verweise

Außerdem war das Thema „Deutschland und der Krieg“ schon mehrfach Thema im Ostfalen-Spiegel. Die zugehörigen Beiträge liefern entsprechend weitere Informationen, Quellen und Hinweise wie auch weitere Klarheit in meinem zugrundeliegenden Standpunkt:

I. Tapfer sterben …“ – Gedanken zum Zeitgeist (Juni 2010)

Eine mit Gewalt imprägnierte Gesellschaft“ – Buch-Rezension (Juni 2010)

#3 Der Marsch in die Vergangenheit“ – Denk-Anstoß #3 (Dezember 2011)

Die Revitalisierung militärisch geprägter Außenpolitik“ – Hinweise (Januar 2012)

Amnesty startet Kampagne für effektive Kontrolle des internationalen Waffenhandels“ – Amnesty International Pressemitteilung (März 2012)

und zahlreiche weitere Meldungen zum Stichwort „Rüstungsexprote“

Außerdem wichtig im Ostfalen-Spiegel:

V. Begründung einer Hoffnung“ – Gedanken zum Zeitgeist – 62. Jahre Gundgesetz (Mai 2011)

Hintergrund:

Redetext des Bundespräsidenten

YouTube-Video vom Antrietsbesuch und der Rede des Bundespräsidenten

Zumach, Andreas: „Waffen Boom trotz Krise – wegen knapper Kassen sparen Regierungen an allen Enden – nur nicht bei der Rüstung“ Greenpeace-Magazin 4.12, S. 20 ff. (http://www.greenpeace-magazin.de/). – In diesem Artikel, der sich auf Zahlen des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (SIPRI) stützt, wird Deutschland auf Rang 3 der größten Rüstungsexporteure weltweit gesetzt!

http://de.wikipedia.org/wiki/Waffenexport

http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Gauck

http://de.wikipedia.org/wiki/Hedonismus

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Dezember 4

#3 Der Marsch in die Vergangenheit?

Der Marsch in die Vergangenheit?

Gefährliche Tendenzen in Politik und Bundeswehr

Denk-Anstoß #3 – im Ostfalen-Spiegel

Von Rainer Elsner

Wolfenbüttel, 04.12.2011 (update 05.12.2011). Das Dossier, ein „Portal für kritischen Journalismus“, wie es sich selbst überschreibt, hat in den vergangenen Tagen in seiner Presseschau zwei Beiträge über die militärisch gestützte Außenpolitik Deutschlands veröffentlicht. Ende November wurde ein Feature des Deutschlandfunks vorgestellt, welches sich in diesem Zusammenhang vor allem mit dem Kundus-Bombardement beschäftigt und sehr bedenklich stimmende Einsichten liefert. Am 3. Dezember wurde dann auf einen Beitrag in der Zweiwochenschrift Das Blättchen verwiesen. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Zunahme der Bedeutung der Kriegsmarine bei den Militärs. In diesen Hinweisen des Dossiers wird hervorgehoben, dass eine Tendenz zu erkennen ist, die Außenpolitik und hierfür auch die Bundeswehr auf Leitbilder „einzuschwören“, die einer vordemokratischen Denkungsart folgen.

Krieg wieder als legitimes Mittel der Außenpolitik etablieren

Diese Beiträge sind Anlass, auch an dieser Stelle auf dieses wichtige Thema hinzuweisen. Denn die genannte Tendenz ist deutlich zu erkennen. Es scheint einfacher – und vor allem gewinnbringender zu sein -, den Krieg wieder als legitimes Mittel der Außenpolitik zu etablieren. Die Ursachen für gewaltsame Konflikte oder zum Beispiel Piraterie zu suchen und dann an deren Beseitigung menschlich verantwortungsvoll zu arbeiten, bringt eben keine schnellen Gewinne. Außenpolitik mit dem Kanonenboot aber ist vordemokratisch. Und für eine solche Politik sind bedingungslos gehorsame Soldaten und Soldatinnen notwendig, die ihren Eid dann ähnlich manch verantwortlicher Politikerinnen und Politiker nur noch als notwendige Formalie und letztlich also hohle Phrase anzusehen scheinen. – Sind wir also tatsächlich auf einem solchen Weg?

„die wirtschaftlichen Interessen von Deutschland durchsetzen“

2010 musste der damalige Bundespräsident Horst Köhler noch zurücktreten, als er ungeschickterweise (?) diese neue Ausrichtung in Außen- und Sicherheitspolitik ausgesprochen hatte. Das genau dieses Denken mittlerweile aber Einzug in die Köpfe der Menschen in unserem Land hält, zeigt zum Beispiel auch ein Leserbrief, der jüngst in der Braunschweiger Zeitung zu finden war. Der eigentliche Inhalt des Leserbriefes war die Kritik an der Berichterstattung zur angeblichen Waffenausbildung von Neonazis auch in Reservisten-Kameradschaften (was hier nicht das Thema ist). Die im Zusammenhang mit der Änderung der Leitbilder interessante Aussage in dem Leserbrief aber lautet: „… die Frauen und Männer, die für unser Land auf politische Entscheidung unter anderem auch am Horn von Afrika, »Handelsrouten für Europa«, die wirtschaftlichen Interessen von Deutschland durchsetzen.“* Erst in einem zweiten Satz werden dann noch Rechte und Freiheiten genannt.

Mit dem beeideten Auftrag der Bundeswehr hat das nichts mehr zu tun

Möglicherweise hat der Autor des Leserbriefes seine Aussage nicht überdacht. Aber auch das wäre dann ja ein Ausdruck eines Einzugs dieser vordemokratischen Leitbilder in das Denken der Menschen. Mit dem beeideten Auftrag der Bundeswehr, „Recht und Freiheit“ der Bundesrepublik Deutschland „tapfer zu verteidigen“ hat das Durchsetzen von wirtschaftlichen Interessen aber wenig bis nichts mehr zu tun. Recht und Freiheit gründen im Grundgesetz. Und das verpflichtet „alle staatliche Gewalt“, also selbstverständlich auch die Bundeswehr, „die Würde des Menschen … zu achten und zu schützen“. Alles Wesentlich dazu findet sich in Artikel 1 des Grundgesetzes! Einen Hinweis darauf, dass sicher nicht alle Soldatinnen und Soldaten diesen „neuen Leitbildern“ folgen wollen und werden, gibt da zum Glück der seit 1983 aktive Arbeitskreis Darmstädter Signal, einem „kritischen Forum für Staatsbürger in Uniform“, wie der Arbeitskreis sich selbst bezeichnet.

Weitere Informationen:

Die mp3-Datei bitte unbedingt anhören (re)!

*Leserbrief „Reservisten benötigen keine Waffen“ in Braunschweiger Zeitung vom 02.12.2011, S. 32 (Hervorhebungen im Original).

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Dezember 2

#2 Ein Blick über den Presse-Rand

Ein Blick über den Presse-Rand

Denk-Anstoß #2 – im Ostfalen-Spiegel

Von Rainer Elsner

Wolfenbüttel, 01.12.2011. Auch der Ostfalen-Spiegel wurde unter anderem ins Leben gerufen, um die Berichterstattung der vorhandenen Medien zu ergänzen. Dies geschah mit dem Eindruck, dass diese Berichterstattung immer wieder recht einseitig ist und sich in politischen Themen meist an Vorgaben einflussreicher Parteien, Organisationen und Unternehmen hält. Eine besondere Rolle spielt hier zum Beispiel die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft(INSM). Auch mangelt es allem Anschein nach nicht selten an präziser Recherche und fundierten Hintergrundinformationen.

Was veranlasst zu dieser Sichtweise?

Was veranlasst zu dieser Sichtweise? Nun, ein aufmerksamer und kritischer Blick in die Presse zeigt solches zumindest tendenziell mitunter auch eindeutig. Die Überschriften wie die Inhalte ähneln einander nicht selten. Alle arbeiten sich am gleichen, gerade auf der Informationswelle oben treibenden Thema ab und lassen die gleichen „Experten“ zu Wort kommen. Wirklich fundierte Kritik, wie sie von einer „vierten Gewalt“ zu erwarten wäre, bleibt die Ausnahme.

„Die verlorene Ehre der Katharina Blum“

Bei näherer Betrachtung werden dann interessante Aspekte sichtbar: Nicht wenige Menschen lassen sich durch die Springerpresse mit ihrem Flaggschiff, der Boulevardzeitung Bild-Zeitung (und bild.de), informieren. Schon Heinrich Böll hatte mit seiner Erzählung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ auf die Arbeitsweise, den Informationsgehalt und die dahinter stehende Denkungsart dieser Medien hingewiesen. Und daran hat sich trotz aller Kaschierungen im Prinzip bis heute nichts geändert (wie z. B. auch der BILDblog immer wieder belegt). Dennoch hat die Springer-Presse eine breite Leserschaft in allen (!) Bildungsschichten.

konzernartiges Zusammenwachsen der Verlage in der Lokalpresse wie auch in den überregionalen Zeitschriften

Und die anderen? In der Lokalpresse wie auch in den überregionalen Zeitschriften hat es eine konzernartiges Zusammenwachsen der Verlage gegeben, so dass von einer wirklichen Unabhängigkeit auch hier nicht mehr gesprochen werden kann. Aufmerksame Leser erkennen immer wieder die Einflüsse aus Politik und Wirtschaft auf die Berichterstattung. Denn warum sonst sollte zum Beispiel die von Wissenschaftlern gern gelesene „ZEIT“ dem Plagiator Guttenberg jüngst die Titelstory mit „freundlichem“ Portrait auf der Titelseite schenken? Und auch die lieben „Experten“ sind häufig nicht so wissend und unabhängig, wie es ihre wissenschaftlichen Titel glauben machen. Denn nicht selten werden bei genauerer Betrachtung immer gleiche Auftraggeber für Forschungsarbeiten sichtbar und eine Professorentitel allein ist ohnehin kein Garant für Weisheit.

ein kleines Jubiläum im Bereich kritischer Medien

Nun lassen es Zeit und Größe dieser Redaktion nicht zu, dass hier ein ausreichender Ausgleich geschaffen wird. Um so deutlicher aber ist ein kleines Jubiläum im Bereich kritischer Medien Anlass, auf die genannten Probleme und Defizite hinzuweisen und auf „eine gebündelte Informationsquelle für jene Bürgerinnen und Bürger …, die am Mainstream der öffentlichen Meinungsmacher zweifeln und gegen die gängigen Parolen Einspruch anmelden“*, zu verweisen.

Am 30. November feierten die NachDenkSeiten ihr achtjähriges Jubiläum. Als Glückwunsch und als Anregung, diese „kritische Webseite“ regelmäßig zu besuchen (ein News-Feed kann abonniert werden) und auch finanziell zu unterstützen, veröffentlicht der Ostfalen-Spiegel im Anschluss den Jubiläumsartikel der NachDenkSeiten. Zugleich finden sich in diesem Artikel auch noch wichtige Informationen zum immer noch aktuellen Stuttgart21! Als weitere kritische Informationsquellen sind an dieser Stelle Blogs zu nennen wie zum Beispiel der Spiegelfechter, in welchem auch interessante Diskussionen geführt werden oder unabhängige Zeitschriften wie das Greenpeace-Magazin, was nicht nur reine Umweltthemen (gibt es die überhaupt?) abarbeitet und es seit Jahren schafft, sich ohne Anzeigen zu finanzieren.

Den eigenen Verstand und die eigene Vernunft dürfen wir nie abschalten!

Auch all diese Informationsquellen sind sicher nicht immer objektiv oder fehlerfrei. Den eigenen Verstand und die eigene Vernunft dürfen wir nie abschalten! Jedoch sind die Informationen in den zuletzt genannten Medien eben nicht das Produkt einer hochdotierten PR-Mannschaft, sondern das Ergebnis von Menschen, die mehrheitlich auch aus menschlichen Idealen heraus arbeitenden. Wer neben seiner lokalen Tageszeitung einen regemäßigen Blick in solche Medien wirft, wird also sicher nicht dümmer ;-).

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Juli 20

#1 Ratingagenturen

Ratingagenturen!?

Denk-Anstoß #1 – im Ostfalen-Spiegel

Von Rainer Elsner

Wolfenbüttel, 14.07.2011. Ratingagenturen!? Was sind Ratingagenturen? Ist es aus gesamtgesellschaftlicher Sicht sinnvoll, wenn private, gewinnorientierte Unternehmen über die Kreditwürdigkeit von Staaten (!) entscheiden? Ich denke, eine freie und demokratische Gesellschaft darf dies nicht zulassen!

Staatliche Form und demokratische Legitimation

Staaten sind die Zusammenschlüsse aller jeweils darin lebenden Menschen. Zunächst können und dürfen nur diese Menschen zusammen über ihr Gemeinwesen bestimmen. In der heutigen Realität haben sich die meisten Staaten in Vereinigungen wie der Europäischen Union (EU) oder der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) zusammengeschlossen. Solche und andere grenzüberschreitenden Zusammenhänge bedingen entsprechende Einflussmöglichkeiten. Aber auch diese dürfen nur in staatlicher Form und mit demokratischer Legitimation erfolgen!

Ratingagenturen haben im Zweifel rein wirtschaftliche Motive im Sinn

Im konkreten Fall sind diese Ratingagenturen gerade dabei, Griechenland wirtschaftlich zu „vernichten“. Während die europäischen Staaten neben wohl mehr wirtschaftszentrierten Motiven auch noch ein Interesse daran haben, ihrem Partnerland Griechenland zu helfen, haben Ratingagenturen im Zweifel rein wirtschaftliche Motive im Sinn – die sich nicht zwingend mit denen der gesamten Gesellschaft decken. Von dieser Kritik unberührt bleibt die offensichtliche Notwendigkeit, dass Griechenland wohl sein gesamtes Wirtschafts- und Finanzsystem prüfen und ordnen muss. Wenn dem Staat mehrere Milliarden Euro Steuern fehlen, haben wohl sowohl die staatlichen Institutionen wie auch die säumigen Steuerzahler den Sinn von Steuern nicht begriffen.

vielleicht steckt hinter dem ganzen Vorgang ja auch ein System

Aber vielleicht steckt hinter dem ganzen Vorgang ja auch ein Stück weit ein System. Denn, wer sich an eine Rede des damaligen FDP-Vorsitzenden Westerwelle vor eineinhalb Jahren erinnert, weiß, dass Steuern gerade von so manch Wohlhabenden (nicht allen!) als lästig angesehen werden. Diese Menschen scheinen alles als ihr – mindestens potentielles – Eigentum anzusehen. Entsprechend bestimmt ihr Vermögen über den Lauf der Dinge und nicht ein demokratisch verfasster und von Steuern finanzierter (!) Staat. Ein Staat, den sich diese Menschen dann ja auch mit Hilfe der zunehmenden Privatisierung von Gemeineigentum schleichend aneignen. – Und hierzu passen dann auch die Besitzverhältnisse und die Arbeitsweise der Ratingagenturen, wie sie ein sehr lesenwerter Artikel in den NachDenkSeiten beschreibt.

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Juli 20

Ostfalen-Spiegel: Neue Artikelserie „Anstoß“

Neue Artikelserie „Anstoß“ im Ostfalen-Spiegel

Denkanstöße zu aktuellen Themen

Wolfenbüttel, 14.07.2011. (re) Der Ostfalen-Spiegel führt eine neue Artikelserie mit eigener Kategorie ein. Die Artikelserie heißt „Denk-Anstoß“, die Kategorie trägt den Namen „Anstoß“. Denn in dieser Kategorie werden kurze Denkanstöße notiert, die in der Regel zu aktuell kontrovers diskutierten Themen passen. Die kurzen Artikel haben auch kommentierenden Charakter, stellen aber primär eine oder wenige bedenkenswerte Fragen in den Raum. Diese Fragen mögen dann zum Denken und vielleicht auch zum Diskutieren anregen. Der kommentierende Anteil ist somit zugleich ein erster Diskussionsbeitrag.

Mit dieser Kategorie will die Redaktion versuchen, trotz der begrenzten Zeit den Eigenanteil in den Veröffentlichungen etwas zu erhöhen.

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