Februar 10

Mit Radau auf den Brocken

Mit Radau auf den Brocken

Ausflugsziele in Ostfalen – Natur, Geschichte, Gegenwart

Eine ausgedehnte Wandertour (gewandert im Mai 2008) führt durch eine schöne Landschaft hinauf auf den Brocken und wieder hinab ins Eckertal. Dabei wird von am Wegesrand liegenden Orten erzählt und die Schönheit der Natur des Harzes gezeigt. Zugleich können Wanderin und Wanderer ihre körperliche Verfassung einer Prüfung unterziehen, denn es werden etwa 900 Höhenmeter bezwungen – hinauf und auch wieder hinab. Wie im Harz allgemein üblich, sind die Wege meist gut beschildert und ausgezeichnet.

Anfahrt: mit dem Pkw oder mit dem Bus, Fahrplanauskünfte:

Ausgangspunkt: Harz, Niedersachsen, Parkplatz und Bushaltestelle am Radauwasserfall an der B4, Parkplatz im Radautal

Länge: etwa 23,1 km (oder etwa 24 km)

Höhen: zw. 446 m u. 1140 m ü. NN , zu Überwinden sind ca. 910 Höhenmeter auf u. ab

Kennzeichnung der Wege: Wie im Harz allgemein üblich sind die Wege meist gut beschildert und ausgezeichnet. Dies erfolgt in der Regel durch die Zweigvereine des Harzklubs, hier in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Harz.

Rast: Bänke, Schutzhütten, drei Orte mit Gaststätten

Grundsätzliche Ratschläge: finden sich bei Gedanken, Hinweise und Tipps zum Wandern

Bad Harzburg. (re) Ein besonders guter Blick über Ostfalen ist auf der regional höchsten Erhebung zu bekommen, dem Brocken. Der Brocken ist mit 1141,1 Metern der höchste Berg im Harz und in Norddeutschland. Lange Zeit wurde die Höhe mit 1142 Metern angegeben. Eine neue Messung erbrachte aber die bereits von Carl Friedrich Gauß ermittelte Höhe von 1141,1 Metern. Nun ja, in modernen Zeiten wird die Realität dann eben den Vorstellungen angepasst. Für den Bezug zu der in vielen Landkarten und Büchern angegebene Höhe von 1142 Metern wurde Mitte der 1990er Jahre ein Felsbrocken auf den Gipfel gestellt, der den Berg auf etwa 1143 Meter erhöht und eine Markierung auf der Höhe von 1142 m trägt.

Viele Wege auf den Brocken

Es gibt viele Wege auf den Brocken. Besucherinnen und Besucher können den Brocken sportlich oder bequem mit verschiedenen Arten der Fortbewegung erreichen, zu Fuß als Wanderer, mit dem Fahrrad, mit der Pferdekutsche oder mit der Brockenbahn und im Winter auf Skiern. Nur Personen mit Sondergenehmigung dürfen den Mitten im Nationalpark Harz gelegenen Gipfel mit dem Automobil anfahren. Dieser Bericht beschreibt die Fortbewegung zu Fuß aus der Sicht eines Wanderers. Die meisten Streckenabschnitte können aber auch mit dem Fahrrad, vorzugsweise einem Mountainbike, befahren werden. Verantwortungsbewusste Mountainbiker nehmen dabei gerne Rücksicht auf Wanderer, die in die Natur gehen, um sich von der Hektik des Alltags zu erholen!

Wandernd kann der Gipfel von zwei Seiten aus erklommen werden, vom Norden her über den Hirtenstieg und von Süden her über die Brockenstraße. Weiter bergab verzweigen sich diese Wege dann aber, so dass eigentlich von grob gesagt fünf Richtungen für den Anstieg auf den Brocken geredet werden kann. Diese fünf Richtungen sind von Ilsenburg aus im Nordosten, von Schierke aus im Südosten, Oderbrück als Ausgangspunkt im Südwesten, Torfhaus im Westen und Bad Harzburg im Nordwesten. Für die Auswahl des genauen Ausgangspunktes gibt es dann je nach Zeit und Kondition sowie landschaftliches Interesse noch eine etwas größere Zahl von Möglichkeiten. Bei allen Ausgangspunkten müssen mehrere hundert Höhenmeter überwunden werden, so dass eine Wandertour auf den Brocken von den zu überwindenden Höhenmetern her mindestens leicht alpinen Charakter hat. Zur Vorbereitung einer alpinen Bergtour eignet sich der Brocken somit hervorragend. Entsprechend ist die Voraussetzung für eine Wandertour auf den Brocken auch das Vorhandensein von genügend Kraft und Kondition. Wanderin oder Wanderer müssen keine Leistungssportler sein. Wer aber das ganze Jahr nur am Schreibtisch sitzt, wird wohl besser mit der Bahn fahren.

Kraft und Ausdauer auf dem Rad

Mit einem Gemisch aus Verwunderung und Bewunderung haben wir auf unserer Wanderung einen Mann beobachtet, der etwa zeitgleich mit uns gestartet war. Auf einem herkömmlichen Drei-Gang-Rad machte er sich auf dem Weg zum Gipfel. Schiebend trafen wir ihn später wieder. Denn gerade für den Aufstieg mit dem Fahrrad sind Kraft und Ausdauer hilfreich, wenn nicht sogar notwendig. Und ein modernes Mountainbike mit guter Übersetzung ist sehr empfehlenswert. Spätestens an den steilen Stellen kommt es sonst zur Zwangspause oder gar zum Kollaps. Und für die Abfahrt sind dann sehr gute Bremsen unerlässlich und auch ein Helm sollte getragen werden!

Auf den Gipfel des Brockens führt der Kolonnenweg, später Hirtenstieg vom Norden her oder die Brockenstraße vom Süden her.  In den Kolonnenweg münden der längste Aufstieg, der Heinrich-Heine-Weg, der von Ilsenburg herauf kommt und der Weg aus Richtung Bad Harzburg. Mit der Brockenstraße aus Schierke vereint sich der Goetheweg aus Richtung Torfhaus, welcher zuvor bereits die Wanderer vom Soldatenfriedhof und aus Oderbrück aufgenommen hat. Die Brockenstraße kann zum Beispiel auch aus Richtung Drei Annen Hohne erreicht werden. Dies als kurzen Hinweis auf die zahlreichen Aufstiegsmöglichkeiten auf den Brocken. Die hier beschriebene Tour nähert sich dem Brocken von Nordwesten her. Ausgangspunkt ist das Radautal.

Ab in das Radautal

Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, steigt an der Haltestelle Radauwasserfall aus dem Bus. Von hier aus geht es auf der Ostseite der Bundesstraße 4 (B4) wenige Meter bergan. Dann zweigt eine Straße ab in das Radautal. Auf dem unscheinbaren Flüsschen Radau wurde in früheren Jahrhunderten sogar Holz geflößt. Die abzweigende Straße dient in erster Linie der Betreuung der Eckertalsperre und der Forstwirtschaft. Die Wanderung folgt dieser Straße, bis sie für den allgemeinen Verkehr gesperrt ist. Autoreisende können entweder auf dem Parkplatz gleich nach der Abzweigung von der B4 ihren Wagen abstellen oder sie fahren bis zu dem zweiten Parkplatz an der Sperre (Verkehrsschild). Dann verkürzt sich die Tour um knapp zwei Kilometer (Hin- und Rückweg zusammen). Der Ausgangspunkt am Taleingang bringt die Möglichkeit mit, die am Wegesrand liegende Schwefelquelle zu besuchen. Das markant riechende Wasser kann beruhigt getrunken werden.

Am zweiten Parkplatz gibt es dann zwei Möglichkeiten für den Anstieg, die Straße und einen Waldweg. In der Regel wird der schönere und nicht asphaltierte Waldweg gewählt, der sich vorbei an einer Hinweistafel links von der Straße nach Nordosten bewegt. Hier kommt der erste richtige Anstieg. Parallel zum Lohnbach kreuzt der Weg mehrere Wege, bis er wieder auf die Straße trifft. Der Straße folgt die Wanderung dann fast bis zur Talsperre. Unterwegs gibt es eine Wegegabelung mit einer Schutzhütte, die Luisenbank. Hier führt der Weg nach rechts. Nun geht es einige hundert Meter bergab und es öffnet sich (durch eine Holzfällung) ein erster Blick auf die 1942 in Betrieb genommene Eckertalsperre. Nach einer Linkskehre zweigt von der Straße ein Weg ab. Die Straße führt an den Fuß der Staumauer zu den dortigen Betriebsgebäuden der Harzwasserwerke, der Weg führt auf die Staumauer. Die Wanderung führt über den Weg nach etwa dreihundert Metern auf die Staumauer.

Ein besonderer Ort der Deutsch-Deutschen Geschichte

Mit der Staumauer wird ein besonderer Ort der Deutsch-Deutschen Geschichte betreten. Die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten verlief in der Mitte des Stausees und somit auch mitten durch die Staumauer. Vom Westen her konnten Besucher bis an die Grenze gehen. Dort trafen sie dann auf eine Mauer mit Stacheldraht und den obligatorischen Schwarz-Rot-Goldenen Grenzpfosten der DDR sowie ein Warnschild des Bundesgrenzschutzes. Mit Hinweistafeln und Bildern wird heute der Ort und die Geschichte der Talsperre erklärt. Auf der Ostseite der Sperrmauer steht die erste Stempelstelle der Harzer Wandernadel.

Auf der anderen Seite führt die Tour dann in einstmaliges Sperrgebiet, in das nur die Grenztruppen der DDR durften. Ein zeitlicher Blick zurück auf die Grenzsperren mit Stacheldrahtzäunen, Minenfeldern und Selbstschussanlagen sowie dem Schießbefehl für die Soldaten der Grenztruppen genügen, um die Menschenverachtung dieses Systems zu erkennen. Bei aller berechtigten Kapitalismuskritik kann eine menschliche Alternative kaum so aussehen!

Auf einem schönen Waldweg wird die Wanderung nun entlang der Uferböschung des Stausees fortgesetzt. Nach etwa drei Kilometern zweigt der Weg nach links ab und führt bergan in etwas Entfernung vorbei an ein paar Mauerresten zum Rangerpunkt Scharfenstein. Der Scharfenstein ist ein großer Felsen einige hundert Meter nördlich oberhalb dieses Wegepunktes. Zugleich trägt ein naher Umgebungspunkt, die zuvor passierte Ruine, diesen Namen. Dort war bis zum Zweiten Weltkrieg eine Alm für Vieh aus den Orten am nördlichen Harzrand. Heute tragen außerdem der Informationspunkt der Nationalparkverwaltung und die angegliederte Selbstbedienungsgaststätte diesen Namen. Der Informationspunkt (Rangerpunkt) wird von der Nationalparkwacht, auch Ranger genannt, betrieben. Hier steht eine weitere Stempelstelle der Harzer Wandernadel.

Betongitterplatten

In südlicher Richtung geht es von hier auf dem Kolonnenweg langsam bergauf zum Brockengipfel. Der Kolonnenweg ist bis hinauf zum Gipfel mit Betongitterplatten belegt. Dieser für das Wandern nicht so angenehme Belag diente den Grenztruppen der DDR zur motorisierten Fortbewegung. Auf dem Kolonnenweg wird der größte Teil der Steigung dieser Tour überwunden. Entsprechend steil sind einige Passagen, was besonders auf dem Fahrrad spürbar wird. Durch einen vergleichsweise niedrigen Fichtenwald geht es immer weiter hinauf. Etwa auf einer Höhe von 750 Metern trieft der Heinrich-Heine-Weg aus Ilsenburg kommend auf den Kolonnenweg. Eine Tafel erinnert an die Besteigung des Brockens durch den berühmten deutschen Dichter Heinrich Heine im Jahr 1824. Der Brocken war für manch bekannte Persönlichkeit das Ziel. Der eine oder andere Name wird im Verlauf der weiteren Tour noch auftauchen.

Weiter geht es über den Kleinen Brocken, wo die 1000-Meter-Marke überschritten wird. Das Brockenmassiv besteht aus insgesamt drei Gipfeln, dem Brocken als höchstem Punkt, dem Kleinen Brocken mit 1018 Metern und dem Königsberg mit 1034 Metern über NN. Außerdem gibt es noch die Heinrichshöhe mit 1040 Metern über Normal Null. Es folgt ein seichterer Abschnitt. Die nächste Steigung führt dann zur Passage der Brockenbahn, die den Gipfel einmal umkreist, bevor sie ihn am Brockenbahnhof erreicht. Ein Stück weiter oben kreuzt der Kolonnenweg den Brockenrundweg, auf dem der Gipfel auf gut zwei Kilometern Länge umrundet werden und die Aussicht in alle Himmelsrichtungen genossen werden kann. Noch ein paar Höhenmeter und der Gipfel ist erreicht. Hier versammeln sich einige vom weiten deutlich sichtbare Bauten. Neben den Gebäuden und Antennen der Deutschen Telekom gibt es hier das Brockenhotel, Ausstellungsräume des Nationalparks Harz, ein Restaurant, eine Gaststätte, den Brockenbahnhof mit einer weiteren Gaststätte. Nach der Grenzöffnung gab es zunächst nur diese Gaststätte im Bahnhof. Weiter gibt es noch ein Gebäude des Deutschen Wetterdienstes, welches ganzjährig besetzt ist. Und es gibt einen unscheinbaren kleinen aus Felssteinen gemauerten Unterschlupf, das Wolkenhäuschen als dem ältesten Gebäude auf diesem Berg. Hier steht auch die Stempelstelle der Harzer Wandernadel.

Schnaufende Dampflokomotive

Auf der Südseite der Gebäude ist das eigentliche Gipfelplateau mit der bereits beschriebenen Höhenmarke. An Wochenenden und auch an vielen Tagen der Urlaubssaison tummeln sich auf dem Brocken nicht selten mehr Menschen als in der Fußgängerzone einer Kleinstadt. Geschuldet ist dies der Brockenbahn, die mit alter Dampftechnik die meisten Menschen hier herauf befördert. Der Anblick der schnaufenden Dampflokomotive ist durchaus beeindruckend. Und eine Fahrt mit dieser historischen Schmalspurbahn ist ein Erlebnis. An manchen Tagen ist aber auch auf den Wanderwegen zum Brocken hinauf ein Gedränge. Je nach Vorliebe sollte die Planung der eigenen Tour darauf also achten.

Goethes Harzreise

Nach einer mehr oder weniger langen Rast auf dem Gipfel geht es östlich unterhalb des Bahnhofs auf der asphaltierten Brockenstraße wieder bergab. Die Brockenstraße führt zum schmucken Luftkurort Schierke südöstlich am Fuß des Brockens gelegen. Nach vielleicht einem Kilometer Gefälle verläuft die Straße in einer scharfen Linkskurve. Hier zweigt der 2008 bis 2009 auf diesem Abschnitt vollkommen sanierte Goetheweg nach Westen ab. Bis zur Sanierung war dies ein teilweise schwieriger Wandersteig, der über Felsen und Holzstege führte. Nun wurde der Weg planiert und geschottert. Anspruchsvolle Wanderer trauern dem alten Steig etwas hinterher. Wie der Name schon sagt, wird mit diesem Weg an die Besteigung des Brockens durch den wohl bekanntesten deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe erinnert. Der Goetheweg ist nicht identisch mit dem tatsächlichen Weg seines Aufstiegs. Ein schöner Roman, der Goethes Harzreise im Jahr 1777 beschreibt, ist das Buch Winterströme von Bernd Wolff[1]. Goethe war mehrfach im Harz und hat sich hier zum Beispiel auch für seinen Faust inspirieren lassen.

Der Goetheweg verläuft zunächst gut zwei Kilometer neben der Brockenbahn, die auf dem Weg nach Schierke ist. Unterhalb des Königsberges verlässt der Goetheweg die Bahn wieder nach Westen. Steil geht es von hier einige hundert Meter bergab auf den Steifen der ehemaligen Grenzsicherungen der DDR.

Menschenverachtende Grenzanlage

Vor gut zwanzig Jahren gab es hier, wie bereits angesprochen, noch Zäune, Stacheldraht und Selbstschussanlagen sowie bewaffnete Streifen der DDR-Grenztruppen. Da mit dem zeitlichen Abstand an mancher Stelle Tendenzen zur Verklärung dieses Teils deutscher Geschichte erkennbar sind, wird dies an dieser Stelle nochmals angesprochen. Über manches Detail, wie die DDR organisiert war, kann vielleicht diskutiert werden. Und mit dem Fall des real existierenden Sozialismus hat sich der Kapitalismus sicher auch nicht als das einzig wahre System herausgestellt (im Gegenteil, aber das soll nicht Thema dieses Beitrags sein). Unbestreitbar entlarvt aber ein menschenverachtendes Bauwerk wie diese Grenzanlage, an der unzählige Menschen ihren Tod gefunden haben, das ganze dahinter stehende System als menschenverachtend! Eine totalitäre Herrschaft bleibt totalitär, auch wenn Anti-Faschismus auf der Fahne steht. Daran muss an dieser Stelle erinnert werden.

Ein wenig märchenhaft

Am Ende der Steigung zweigt ein Weg Richtung Torfhaus ab. Geradeaus führt der Weg zum Dreieckigen Pfahl (früher von Westdeutschland aus gesehen ein Endpunkt vor der Grenze zur DDR) und von dort nach Oderbrück oder zum Soldatenfriedhof. Auch hier ist wieder eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel. Diese Tour folgt dem Weg nach Torfhaus (und somit auch dem Goetheweg) bis zum Eckersprung. Eine Schutzhütte, Toiletten und Bänke sowie eine weitere Stempelstelle der Harzer Wandernadel bilden einen Rastpunkt. Hier, im Quellbereich der Ecker, verlässt diese Tour wieder den Goetheweg nach rechts (nördlich). Auf einem schmalen Pfad geht es durch das schöne obere Eckertal langsam hinab. Vor allem im Mai und Juni, wenn das frische Grün überall noch sichtbar ist, wirkt dieser Weg ein wenig märchenhaft und phasenweise entsteht der Eindruck, irgendwo in Skandinavien zu sein. Fernab der Touristenströme kann hier die Ruhe der Nationalpark-Natur genossen werden.

Denkmal erinnert an Dummheit und Unmenschlichkeit

Weiter führt dieser etwas abgeschieden gelegene Weg auf eine feste Forststraße zum Skidenkmal. Das Denkmal erinnert an das traurige Schicksal der in den beiden Weltkriegen durch Dummheit und Unmenschlichkeit ums Leben gekommene Soldaten und ist eines der vielen Denkmäler dieser Art im Harz und auch anderswo. Neben einer Schutzhütte befindet sich hier auch wieder eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel, die letzte auf dieser Tour. Von hier geht es nach rechts (östlich) bergab zum Pionierweg, der dann nach Norden zum Eckerstausee führt. Seinen Namen hat der Pionierweg, weil der Weg von einer Pionierkompanie 1895 angelegt wurde. Ein Gedenkstein erinnert daran. Am Westufer des Stausees geht es weiter durch eine immer noch schöne Landschaft. Der Wald rund um den Stausee bietet einige Möglichkeiten für kleinere und ausgedehntere Wandertouren. Zur Sperrmauer kann nach gut einem Kilometer rechts ein schöner Pfad gewählt werden. Diese Tour bleibt auf der Forststraße und überwindet die vorletzte Steigung. Auf der anderen Seite des Bergrückens trifft dieser Forstweg auf die Straße zur Talsperre. Ab diesem Punkt geht es auf demselben Weg zurück zum Ausgangspunkt, auf dem es zu Beginn der Tour zur Talsperre ging.

Nach etwa 24 Kilometern und einigen hundert Höhenmetern ist diese Tour zu Ende. Die meisten Wanderer und Wanderinnen werden wohl geschafft aber auch zufrieden sein. In der nahe Gaststätte am Radauwasserfall kann nun je nach Verfassung noch zum Beispiel ein kühles Bier getrunken werden und auch eine gute Mahlzeit den Tag abschließen.

[1] Wolff, Bernd: Winterströme: Goethes Harzreise. Erzählung. Berlin: Verlag der Nation, 1990 [(1) 1986].

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August 22

Abenteuer auf dem Acker

Ein Hauch von Abenteuer auf dem Acker

Ausflugsziele in Ostfalen – Natur, Geschichte, Gegenwart

Über Stock und Stein führt der Weg auf Höhen jenseits der 800 Meter mitten in den Nationalpark Harz zur sagenhaften Hanskühnenburg und bergab und bergauf zurück zur Stieglitzecke. Bei rauem Wetter weht ein Hauch von Abenteuer über die Wipfel der Bäume.

Anfahrt: mit dem Pkw oder mit dem Bus, Fahrplanauskünfte:

Ausgangspunkt: Harz, Niedersachsen, Parkplatz und Bushaltestelle „Stieglitzecke“ an der Bundesstraße 242 zwischen Clausthal-Zellerfeld und Sankt Andreasberg Ortsteil Sonnenberg

Länge: etwa 18 km

Höhen: zw. 630 m u. 835 m ü. NN (inkl. Turm), zu Überwinden sind ca. 590 Höhenmeter auf u. ab

Beschaffenheit: Forststraßen, zwei längere Abschnitte auf steinigen und teilweise feuchten Pfaden

Rast: Bänke, Schutzhütten, eine Waldgaststätte

Kennzeichnung der Wege: Wie im Harz allgemein üblich sind die Wege meist gut beschildert und ausgezeichnet. Dies erfolgt in der Regel durch die Zweigvereine des Harzklubs, hier in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Harz.

Grundsätzliche Ratschläge: finden sich bei Gedanken, Hinweise und Tipps zum Wandern

Sankt Andreasberg. (re) Das Acker-Bruchberg-Massiv ist ein markanter Teil des Oberharzes und gehört zu einem großen Teil zum Nationalpark Harz. Der Höhenzug „Auf dem Acker“ erstreckt sich vom Südwesten nach Nordosten und erreicht dabei Höhen von mehr als 850 Metern über Normal Null (NN). Am Übergang in den „Bruchberg“, der deutlich über die 900 Meter über NN hinausragt, verläuft die B242 vom Sonnenberg nach Clausthal-Zellerfeld. Auf dem Scheitelpunkt der Straße befindet sich die Stieglitzecke und unweit davon in Richtung Clausthal ein großer Parkplatz (Bild 1). Im Winter ist dies ein beliebter Ausgangspunkt für Skilanglauftouren in dieser bisher recht schneesicheren Höhenlage. Für Wanderungen auf dem Acker gibt es hier zwei Wege, die Ackerstraße auf der Südseite des Höhenzuges und den Reitstieg auf der Nordseite. Die Gipfelbereiche des Acker-Bruchberg-Massivs gehören größtenteils zur Kernzone des Nationalparks und sind deshalb für den Zutritt gesperrt. Nationalparks werden unter anderem dazu eingerichtet, die regionale Tier- und Pflanzenwelt zu schützen. Dies dient letztendlich auch dem Erhalt der für den Menschen lebensnotwendigen Lebenswelt. Die dem Betrieb des Nationalparks dienenden Vorschriften (Bild 2) sollten also unbedingt befolgt werden. Außerdem sollten Wanderin und Wanderer ihre Tour immer gut vorbereitet und mit dem passenden Schuhwerk, passender Kleidung und Ausrüstung starten.

Landschaftlich reizvolle Tour

Die landschaftlich reizvolle Tour zur Hanskühnenburg führt streckenweise über einfache Wanderpfade. Teilweise sind sie sehr steinig beziehungsweise felsig, mitunter auch feucht (Bild 3). Entsprechend ist ein festes und wasserdichtes Schuhwerk unbedingt notwendig. Durch die unwegsamen Wegabschnitte wird diese Tour nicht als Fahrradtour empfohlen. Allenfalls mit einem guten Mountainbike kann auf den meisten Abschnitten auch tatsächlich geradelt werden.

Die Tour führt auf dem Reitstieg hin zur Hanskühnenburg und kommt am Ende auf der Ackerstraße zurück. Für den Hinweg auf dem Reitstieg kann grob gesagt werden, dass es auf deutlich sichtbaren Wegen im Zweifel immer hangseitig, also südlich weiter geht. Denn durch den Schutz der Nationalpark-Kernzone führen keine Wege mehr hinauf auf den Kamm des Ackers. Der Reitstieg beginnt direkt am Parkplatz, wo sich auch eine Bushaltestelle befindet. Nach Südwesten führt eine Forststraße in den Fichtenwald. Nach etwa einem Kilometer gibt es eine Querverbindung zur Ackerstraße. Bald danach wird aus der geschotterten Forststraße ein steiniger Weg. Nun macht sich gutes Schuhwerk bezahlt. Zwischendurch führt der Weg wieder etwas herab und geht wieder in eine Forststraße über. Am Auerhahnplatz führt der Weg links (südlich) relativ steil bergan. Nach dieser Steigung wird es dann wieder ein einfacher Pfad, der nun durch die moorige Hochebene des Ackers führt. Hier gibt es immer wieder feuchte und moorastige Stellen. Die ganze Hochlage des Acker-Bruchberg-Massivs ist feucht, teils sogar ein Hochmoor.

Beides trägt den Namen Hanskühnenburg

Vorbei an einer kleineren Klippe werden bald ein mächtiger Felsen und ein Turm mit einem Satteldach sichtbar. Beides trägt den Namen Hanskühnenburg. Zunächst taucht der Felsen rechts (nördlich) neben dem Weg auf. Auf kurzen schmalen Pfaden durch die Blaubeeren kann dieser besucht werden. Der Felsen, die Hanskühnenburg-Klippe, war der Namensgeber für die Baude. Der Name dieses Naturdenkmals geht auf eine Sage zurück.

Hanskühenburg-Sage

Nach der Sage hielt sich hier der Raubritter Hans der Kühne verborgen. Nachdem er eine schöne Jungfrau entführt hatte, wurde er von dieser verflucht. Alsbald versank er samt Burg und Spießgesellen im Erdboden. Die Felsen sind die Reste der Burg, unter der ungeheure Schätze verborgen sein sollen.[1]

Mitte bis Ende des 18ten Jahrhunderts nahm der Tourismus im Harz zu. Zur Förderung wurde seinerzeit der Harzklub gegründet. Die Zweigvereine des mittlerweile auch dem Natur- und Umweltschutz verpflichteten Vereins betreuen bis heute die Wanderwege im Harz und in den Vorgebirgen. Der Bau von Schutzhütten und Ruhebänken gehört dazu wie der Bau von Wegen und deren Beschilderung. In der Anfangsphase des Vereins wurde auf den Harzbergen zahlreiche Aussichtstürme errichtet und später häufig mit einfachen Gaststätten ergänzt. In dieser Zeit wurde in der Nähe des Felsens so ein Aussichtsturm errichtet. Der einfache Holzturm wurde später durch den heutigen Steinbau ersetzt. Im Erdgeschoss des Turms wurde dann eine Baud, eine Waldgaststätte eingerichtet. Nach mehrfachen baupolizeilichen Schließungen kam es Mitter der 1970er Jahre zu einer kompletten Sanierung und Erweiterung des Gebäudes durch den neuen Träger Landkreis Osterode. Seit der Eröffnung der Ackerloipe gibt es vor allem im Winter einen großen Ansturm durch Skilangläufer. In der einfachen Selbstbedienungsgaststätte gibt es eine überschaubare Speisekarte mit schmackhafter, deftiger Kost und erfrischenden oder heißen Getränken. Wie in den meisten Waldgaststätten des Harzes ist der Empfang freundlich (inklusive dem netten Hund). Bei guter Sicht kann von dem Turm aus der gesamte Harz überblickt werden (Bild 4). Die Hanskühnenburg ist auch eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel und liegt zudem seit 2010 am Harzer Baudensteig.

International berühmt durch Waldsterben

International berühmt geworden ist die Hanskühnenburg durch das Waldsterben. Noch in den 1970er Jahren war der Turm von hohen Fichten umgeben, die die Aussicht behinderten. Die Bäume standen bis an die Gaststätte. Später in den 1980er Jahren war die gesamte Hochlage des Ackers mehr oder weniger frei von hohen Bäumen. Vergleichende Bilder fanden sich allerorten bei Berichten zum Thema Waldsterben in Deutschland. Mittlerweile wachsen die Fichten wieder und der Wald auf dem Acker scheint sich erholt zu haben. Noch haben die Bäume die alte Höhe nicht erreicht, aber in einigen Jahren fühlen sich Besucher aus den 1970er Jahren vielleicht wieder an diese Zeit erinnert.

Gedenkstein nicht mehr zeitgemäß

Gegenüber dem Eingang zur Baude befindet sich der kleine Hanskühnenburg-Felsen. An diesem sind zwei Gedenktafeln angebracht. Gut sichtbar ist eine 1999 angebrachte Bronzetafel, die an den Besuch der Hanskühnenburg-Klippe von Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1784 erinnert. Ein zweiter Gedenkstein wurde 1924 aufgestellt und ist mittlerweile umgekippt und bereits etwas verwittert. Dieser Stein erinnerte an Albert Leo Schlageter, Offizier im Ersten Weltkrieg und dann in der Weimarer Republik in verschiedenen Freikorps, der 1923 bei der Ruhrbesetzung vom französischen Militär hingerichtet wurde. Die Rolle der Freikorps in der Weimarer Republik, Schlageters Teilnahme am Kapp-Putsch und seine Nähe zu den Nationalsozialisten lassen einen solchen Gedenkstein heute nicht mehr zeitgemäß erscheinen.

Nach der empfehlenswerten Rast in der Waldgaststätte geht es nach Süden zunächst steil bergab. Über ein paar Kurven mündet die Forststraße hinab in die Ackerstraße. Vor allem für Skilangläufer sei hier auf die Steilheit und die damit verbundene Gefahr dieses Wegabschnitts verwiesen! Je nach Fahrtrichtung ist dies auch für eine Tour mit dem Fahrrad von Interesse. Der Rest der Tour führt nur noch über Forststraßen, zunächst halbrechts bergab sogar auf Asphalt. Nach gut fünfhundert Metern gibt es eine Linkskurve. Weiter bergab in der nächsten Kurve führt die Tour auf eine dort links abzweigende geschotterte Forststraße, den Kirchtaler Planweg.

Aktueller Hinweis für das Jahr 2010!

Dieser Weg ist seit Juni 2010 wegen eines Bergsturzes gesperrt. Die Sanierungsarbeiten scheinen aber kurz vor dem Abschluss zu stehen, so dass der Weg wahrscheinlich schon bald wieder freigegeben wird. So lange kann die Tour erlaubtermaßen nur weiter oben auf der Ackerstraße fortgesetzt werden. In diesem Fall kann der nächste Anlaufpunkt, die Waidmanns Ruhe, auf der nächsten talwärts abzweigenden Forststraße angelaufen werden.

Zurück zur Ackerstraße

Weitgehend parallel zum Hang führt der Weg vorbei an einem Abzweig ins Tal. An der nächsten Weggabelung führt die Tour dann rechts bergab. Für eine Rast und gegebenenfalls auch für den Stempel der Harzer Wandernadel geht es zuvor aber kurz einige Meter den Weg bergan zur Schutzhütte Waidmanns Ruhe mit Stempelstelle. Weiter führt der Weg etwa zwei Kilometer parallel zum Hang zu einer großen Wegekreuzung, dem Schmierplatz. Hier führt der linke Weg steil bergan zurück zur Ackerstraße. Auf diesem Stück der Ackerstraße verläuft die Wanderung zugleich auf dem Europäischen Fernwanderweg E6. Nochmals wird eine Schutzhütte, die Hubertushütte (Bild 5), passiert. Dann windet sich die Forststraße langsam wieder bergan zurück zur B242. Direkt an der Straße befindet sich eine letzte Schutzhütte, die Magdeburger Hütte. Von hier sind es nur noch wenige Meter zurück zum Parkplatz beziehungsweise der Bushaltestelle. Etwa 18 Kilometer sind dies gewesen.

[1] Meyers Reisebücher: Der Harz. Grosse Ausgabe. 18. Aufl. Leipzig, Wien: Bibliographisches Institut, 1905, S. 179 f.

August 22

Wandern

Wandern – ein Vergnügen ohne Altersbeschränkung

Gedanken, Hinweise und Tipps zum Wandern in Ostfalen und überall

Wolfenbüttel. (re) Das Wandern erfährt bei immer mehr Menschen eine zunehmende Beliebtheit. Ein gern benutztes Klischee sieht im Wanderer allerdings immer noch einen etwas in die Jahre gekommenen Herren mit Kniebundhose und Baumwollrucksack. Abgesehen davon, dass eine Kniebundhose beim Wandern durchaus Vorteile haben kann, hat dieses Vorurteil (wie die meisten Vorurteile) wohl noch nie so richtig gestimmt. Auf jeden Fall können heute mehrere Gegebenheiten festgestellt werden: Es machen sich immer mehr Menschen jeden Alters an den Wochenenden oder im Urlaub auf den Weg – in den Wald, in die Heide oder in die Berge. Bekleidet sind diese Menschen immer häufiger mit moderner Funktionsbekleidung. Und auch die Rucksäcke sind mittlerweile technisch ausgefeilte Produkte mit Atmungsaktivität und Tragegestell auch bei den kleinen Ausführungen.

Doch, um zu Wandern ist nicht unbedingt alles zwingend notwendig. Was die Kleidung betrifft, so können grob gesagt drei Grundregeln aufgestellt werden:

  1. Für eine von Anfang bis Ende erträgliche Wanderung sind richtige und passende Wanderschuhe und gute Wandersocken notwendig! Die Schuhe müssen für den Untergrund der gewählten Wanderwege geeignet sein!
  2. Für die Gesundheit und das Wohlbefinden ist zudem eine dem Wetter angepasste Bekleidung wichtig!
  3. Für den richtigen Komfort ist moderne aus mehreren Schichten bestehende Funktionsbekleidung hilfreich!

Die natürliche Art der Fortbewegung

Der große Vorteil, den das Wandern gegenüber den meisten anderen sportlichen Betätigungen hat, ist seine Ungebundenheit und Flexibilität. Das ist nicht zuletzt auch deshalb der Fall, weil die Basis des Wanderns die natürliche Art der Fortbewegung des Menschen ist, das Laufen. Wandern ist in fast jeder Landschaft möglich. Ein paar gute Schuhe und geeignete Wege sind gegebenenfalls alles, was zunächst notwendig ist. Es wird kein teures Sportgerät benötigt. Keine komplizierte Technik muss f[r diesen Sport erlernt werden. Und es werden auch keine Partner benötigt. Zudem ist das alter egal – ob 8 oder 80, solange die Beine noch mitspielen, ist das Wandern in jedem Alter möglich. Somit ist es die einfachste Art, seinen Körper fit und beweglich zu halten und seine körperliche (physische) Gesundheit zu pflegen. Dabei kann mit einer entsprechend anspruchsvollen Tour und schwerem Gepäck durchaus auch sportlicher Ehrgeiz befriedigt werden. In rauer Landschaft oder bei rauem Wetter kommt dann sogar noch ein Hauch von Abenteuer hinzu.

Kombinationsmöglichkeit

Ein weiterer Vorteil des Wanderns ist seine Kombinationsmöglichkeit. Ob in flacher Küstenlandschaft, im bewaldeten Mittelgebirge oder im kargen Hochgebirge, Wandern ist fast überall möglich. Es kann einzeln und in unterschiedlich großen Gruppen durchgeführt werden. Interessante Landschaften und Orte können erkundet werden. Eine Wanderung kann als Bestandteil die Besichtigung einer Sehenswürdigkeit haben. Auch modernen Freizeitbeschäftigungen wie dem Geocaching kann beim Wandern nachgegangen werden. Weiter können Wanderungen mit Natur- und Gruppenerfahrungen pädagogischen Zielen dienen. Wie auch die Fortbildung in Naturkunde und Geschichte Teil einer Wanderung sein kann. Und das ist sicher noch nicht alles …

Vom Alltag abgeschaltet

Darüber hinaus birgt das Wandern auch für die seelische (psychische) Gesundheit des Menschen Vorteile. In der Stille der Natur kann vom hektischen Alltag und seinen Problemen abgeschaltet werden. Allein finden Wanderin oder Wanderer fern des städtischen Lärms ruhige Orte für die Selbstreflexion. Manch klärendes Gespräch kann mit zwitschernden Vögeln im Hintergrund besser geführt werden als mit lärmenden Autos. Und auch zu neuen, sinnvollen Ideen sollen entspannte Wandertage schon geführt haben.

Nachhaltig

Alles in allem kann Wandern also als besonders vielseitig und auch als nachhaltig bezeichnet werden – auch im ökologischen Sinn. Wandern für sich ist zunächst eine ökologisch vergleichsweise verträgliche Betätigung. Wie verträglich es ist, hängt dann von der Wahl der Wanderregion und des Verkehrsmittels ab sowie dem persönlichen Verhalten in der freien Natur. Damit die nächste Wanderung in schöner Erinnerung bleibt, folgen nun noch ein paar

Hinweise und Tipps:

Wandern mit Kindern

Wenn Kinder mit auf die Wanderung sollen, kann dies für alle sehr schön aber auch sehr anstrengend werden. Denn Kinder gehen mit anderen Erwartungen in die Welt hinaus als ihre Eltern. Außerdem haben sie schneller die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht. Deshalb sind bei Wanderungen mit Kindern ein paar spezielle Punkte zu beachten:

  • Kinder brauchen Abwechslung. Für die Wanderung sollte also eine abwechslungsreiche Landschaft gewählt werden, in der immer wieder neues zu entdecken ist. Bachläufe, Felsen, viele Blumen, eine Höhle und vielleicht auch ein Spielplatz irgendwo unterwegs können ungemein motivieren und für Kurzweil sorgen. Ein Spiel oder eine Geschichte zur durchwanderten Landschaft, Kind-gerecht erzählt, halten die lieben Kleinen auch bei Laune.
  • Kinder laufen in etwa dreimal so viel wie Erwachsene. Sie laufen ständig hin und her und nicht nur geradeaus. Deshalb sollten anfangs nur kurze Runden und immer ans Lebensalter angepasste Strecken gewandert werden. Als Faustregel für die Länge in Kilometern einer Wanderung gilt: Lebensalter des Kindes mal 1,5.
  • Ab etwa sechs Jahren können die Kinder bereits einen kleinen Rucksack mit z. B. einer Wasserflasche und etwas Essbarem tragen. Dann sind sie stolz, dass sie auch schon einen Rucksack tragen.
  • Kinder brauchen unbedingt gute Schuhe und der Witterung angepasste Kleidung!
  • Je schöner die Erinnerung an die ersten Wanderungen ist, desto lieber kommen sie auch beim nächsten Mal wieder mit.

Weitere Ratschläge finden sich zum Beispiel in folgendem Buch:

Chris Bergmann: Wandern mit Kindern: Harz. München: Bruckmann Verlag, 2005, ISBN 3-7654-4190-2, € 8,90.

Vorbereitung

  • Aktuelle Informationen über das Wanderziel einholen – zu interessanten Punkten und zu möglichen Problemen.
  • Länge und Schwierigkeitsgrad der Tour feststellen – die Beschaffenheit des Weges und die zu überwindenden Höhenmeter müssen sich an der körperlichen Leistungsfähigkeit der schwächsten TeilnehmerInnen orientieren.
  • Aktuelle topographische Wanderkarte besorgen und mitführen.
  • Bei einem geplante Gaststättenbesuch, zuvor nach den Öffnungszeiten erkundigen.
  • Unmittelbar vor der Wanderung den aktuellen Wetterbericht ansehen und berücksichtigen.

Schuhwerk und Bekleidung

Wanderungen finden zu Fuß statt. Also sind die Schuhe und Socken der wichtigste Teil der Bekleidung. Aber auch der Wetterschutz der übrigen Bekleidung darf nicht vernachlässigt werden. Besonders bei Kindern ist auf all dies zu achten. Wenn die Füße von Filia oder Filius schmerzen, wird die Wanderung für alle bald unerträglich. Und gute Wanderbekleidung steigert auch den Komfort.

  • Geschlossene feste Schuhe müssen es immer sein; Knöchelhohe Wanderstiefel vermeiden ein Umknicken und geben in unwegsamem Gelände besseren Halt – am besten in einem auf Outdoor-Sportarten spezialisierten Geschäft beraten lassen und dort auch kaufen.
  • Je felsiger und unwegsamer der Weg ist, desto stabiler müssen der Schuh und die Sohle sein.
  • Für einen optimalen Sitz der Schuhe sind spezielle Wandersocken hilfreich. Damit kann schmerzenden Füssen und Blasen vorgebeugt werden.
  • Eine erfahrungsgemäß zusätzlich gute Hilfe gegen Blasen an den Füssen stellt zudem das Einreiben mit Hirschtalg-Creme dar.
  • Der Rest der Bekleidung muss sich am (zu erwartenden) Wetter (Hitze, Kälte, Sonne, Regen, Schnee) orientieren.
  • Ggf. Regenschutzkleidung und ein Regenschirm einpacken.
  • Ggf. Fleece-Jacke oder -Pullover sowie Mütze und Handschuhe einpacken.
  • Ggf. Sonnenhut und ein Schweißtuch einpacken.
  • Grundsätzlich gute Erfahrungen gibt es mit den durchgehenden atmungsaktiven und schnell trocknenden Kleidungskonzepten moderner Funktionskleidung (von der Unterwäsche bis zur Jacke).
  • Die Auswahl der Kleidung muss immer am möglichen Wetter, nicht nur an dem gerade sichtbaren allein, orientiert werden.

Weitere Ausrüstung

  • Eine Wanderkarte der Region.
  • Ein gut sitzender Rucksack für Ausrüstung, Verpflegung und zusätzliche Bekleidung.
  • Bei längeren Touren und in jedem Fall bei Hitze immer genügend Flüssigkeit (vorzugsweise Wasser) in leichten Flaschen.
  • Ein Erste-Hilfe-Paket und ein Mehrzweckmesser.
  • Mindestens ein Mobiltelefon pro Gruppe (kann durchaus ausgeschaltet bleiben ;-)).
  • Ggf. Nahrungsmittel wie Schokolade und Obst.

Weitere Hinweise

  • Abfälle werden grundsätzlich wieder mitgenommen und zu Hause getrennt entsorgt.
  • Im Wald ist übermäßiger Lärm zu vermeiden.
  • Örtliche Vorschriften (z. B. im Nationalpark) sind zu befolgen.
  • Informationen hinterlassen, wo gewandert wird.
  • Die Wetterentwicklung beobachten. Bei Gewitter zügig Schutz aufsuchen.
  • Das Tempo wird immer an das langsamste Gruppenmitglied angepasst.
  • Die Notrufnummer im Mobilfunknetz ist in Deutschland immer 112. Für die schnelle Anfahrt von Rettungsdiensten ist eine genaue Ortsbeschreibung notwendig. GPS-Koordinaten sind ggf. ideal.

Wichtige Informationen und Hilfen finden sich bei verschiedenen Organisationen. Wanderwege, deren Kennzeichnung und Beschilderung und auch Ruhemöglichkeiten wie Bänke und Schutzhütten werden häufig von (regionalen) Wandervereinen eingerichtet und betreut. Meist findet dies in Zusammenarbeit mit den zuständigen Forstverwaltungen statt. Einige (regionale) Internetadressen sind nachfolgend aufgelistet:

Verwaltungen der Wälder in öffentlichem Eigentum (Staatsforst)

Berichte über Wanderziele

Der Ostfalen-Spiegel veröffentlicht in loser Folge Berichte über Wanderziele und Wandertouren. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Region Ostfalen. In den Berichten wird neben dem Verlauf auch immer über interessante Punkte am Wegesrand sowie wichtige Basisinformationen informiert. Zu finden sind die Berichte in der Kategorie „Freizeit und Sport/Wanderberichte“.

Bisher veröffentlicht wurden:

Hubertusfeiern im Hainberg (Januar 2010)

Kalter Krieg auf dem Stöberhai (August 2010)

Ein Hauch von Abenteuer auf dem Acker (August 2010)

Mit Radau auf den Brocken (Februar 2011)

Viel Spaß bei der nächsten Wanderung!

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August 16

Kalter Krieg auf dem Stöberhai

Kalter Krieg auf dem Stöberhai

Ausflugsziele in Ostfalen – Natur, Geschichte, Gegenwart

Die Beschreibung einer mehrstündigen Wanderung folgt deutschen Kaisern und Königen, führt vorbei an Spuren aus dem Mittelalter und entdeckt eine versunkene Welt aus dem Kalten Krieg. Auch ein wenig Eisenbahngeschichte findet Erwähnung und eine kulinarische Empfehlung rundet den Bericht ab.

Anfahrt: mit dem Pkw oder mit dem Bus, Fahrplanauskünfte:

Ausgangspunkt: Harz, Niedersachsen, Parkplatz und Bushaltestelle „Lausebuche“ an der Bundesstraße 27 zwischen Braunlage und Bad Lauterberg

Länge der Tour: ca. 18 km

Höhen: zw. 460 m u. 720 m ü.NN, zu Überwinden sind ca. 530 Höhenmeter auf u. ab

Beschaffenheit der Wege: Forststraßen, kurze Abschnitte auf Waldpfaden

Rastmöglichkeiten: Bänke, Schutzhütten, eine Waldgaststätte

Kennzeichnung der Wege: Wie im Harz allgemein üblich sind die Wege meist gut beschildert und ausgezeichnet. Dies erfolgt in der Regel durch Zweigvereine des Harzklubs.

Grundsätzliche Ratschläge: finden sich bei Gedanken, Hinweise und Tipps zum Wandern

Braunlage. (re) Ausgangspunkt ist der Parkplatz „Lausebuche“ an der Südostseite der B27 zwischen Braunlage und Bad Lauterberg (Bild 1). Hier befindet sich auch die gleichnamige Bushaltestelle. Und hier kreuzt der „Kaiserweg Bad Harzburg – Tilleda“ die Straße. Die Wanderung startet in östlicher Richtung auf dem Kaiserweg. Der Kaiserweg führt etwa im rechten Winkel von der Bundesstraße weg. Ein Hinweisschild für die Hasselkopf-Loipe weist auch auf diesen Weg.

Der Kaiserweg ist ein etwa 110 Kilometer langer Fernwanderweg. Er folgt einer alten Harzquerung, die seit dem frühen Mittelalter benutzt wurde. Der Harz war im Mittelalter von Pfalzen der Deutschen Könige (die in der Regel auch zum Römischen Kaiser gekrönt wurden) umgeben. Das Gebirge selbst war Reichswald und Jagdgebiet der Kaiser und Könige. Deshalb wurde diese Harzquerung auch von diesen Herrschern immer wieder benutzt. Der Name des heutigen Kaiserweges gründet in der Flucht Kaiser Heinrich IV. über diesen Weg. Im Jahr 1073 floh der Deutsche König (Kaiser war er erst ab 1084) vor den Sachsen von der Harzburg aus über den Harz nach Walkenried und weiter nach Eschwege. Der eigentliche Kaiserweg führt von Bad Harzburg nach Tilleda am Kyffhäuser. Eine verlängerte Version startet bereits an der Kaiserpfalz in Goslar.

Durch einen hauptsächlich mit Fichten besetzten Wald (Bild 2) führt die Forststraße in einigen Windungen und über einen Bach (Großer Kronenbach) und leichte Steigungen als nächsten markantem Punkt zum Kapellenfleck.

Kapelle aus dem 13. Jahrhundert

Der Kapellenfleck hat seinen Namen von den Grundmauern einer wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kapelle, die hier gestanden hat. Heute sind auf den ersten Blick nur eine Freifläche zu sehen und eine Hinweistafel, die über den Ort aufklärt. Außerdem gibt es ein paar Bänke und eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel. Neben dem Grundriss der Kapelle gibt es auch die Reste einer Wallanlage. Die Indizien sprechen dafür, dass Wallanlage und Kapelle zusammen gehören. Vermutlich gab es an diesem Ort im Mittelalter eine Schutzunterkunft für Reisende und möglicherweise auch eine Station zum Wechseln der Zugtiere. Der Weg war mit einem ganzen Wegesystem verbunden, welches unter anderem dem Transport von Bergbau-Gütern diente.

Weiter führt die Route über eine große Wegekreuzung nahe der Schutzhütte „Schweinepfahl“. Im Winter kreuzen sich hier mehrere Langlaufloipen. Ein Stück noch geht es weiter auf dem Kaiserweg. Nach einer Steigung dann lichtet sich der Wald und der Kaiserweg verlässt die Forststraße links (südöstlich) in Richtung der Straße nach Wieda. Über den Glasekopf, Kleiner Espentalskopf und Großer Espentalskopf führt die Tour in einem nordwestlichen Bogen hinauf auf den Stöberhai. Der Weg trägt größtenteils ein gelbes Dreieck als Kennzeichen. Meist führt diese Route an Kreuzungen mehr oder weniger geradeaus weiter. Erst am Fuß des Stöberhais verlässt die Tour eine Forststraße rechts hinauf auf einem ungeschotterten Waldweg. Es führen gegebenenfalls aber mehrere Wege auf den Stöberhai. Bei Hinweisschildern ist darauf zu achten, dass der Stöberhai nicht mit der Waldgaststätte Stöberhai verwechselt wird. Die Waldgaststätte liegt in einem Tal und diese Tour führt dort erst nach dem Erreichen des Stöberhais vorbei.

Überbleibsel aus dem Kalten Krieg

Der Stöberhai besteht quasi aus zwei Gipfelplateaus. Der hier beschriebene Weg führt zunächst auf den „Nebengipfel“, auf welchem heute ein Antennenmast für Mobilfunkanlagen steht. Bis vor wenigen Jahren standen unweit der Antenne noch die mächtigen Überbleibsel aus dem Kalten Krieg. Ein Stück weiter öffnet sich zur Linken (östlich) eine große Freifläche. Der Weg führt im Bogen zu einem Betonhäuschen auf dieser Freifläche (Bild 3). Am anderen Ende der Freifläche ist eine Betonmauer zu sehen. Die Betonmauer besteht aus drei in circa 45° ineinander übergehende Mauern. In der Innenseite befinden sich Hinweis- und Gedenktafeln an die militärische Anlage, die hier von 1959 bis 1992 betrieben wurde und die 2005 abgerissen wurde. Auch ein Foto ist zu sehen, welches zusammen mit der noch weitgehend baumlosen Freifläche einen Eindruck von der Dimension der Anlage vermittelt. Der Turm dieser Elektronischen-Aufklärungs-Anlage war über viele Jahrzehnte weithin sichtbar. Betrieben wurde diese NATO-Einrichtung von einer Luftwaffeneinheit der Bundeswehr und vom französischen Militär.

Zurück zum Betonhäuschen sind es nur wenige Meter zu einer Wegekreuzung. Nach links (Osten) weg geht es leicht bergan auf den eigentlichen Gipfel des Stöberhais. Ein Wegekreuz mit dem Hinweis auf die Höhe (720 m über NN) ist deutlich zu sehen. Links davon steht eine Schutzhütte mit einer Stempelstelle der Harzer Wandernadel. Auf der Rückseite sind einige Bänke aufgestellt, von denen aus eine gute Sicht herrscht. Sankt Andreasberg, dahinter das Acker-Bruchberg-Massiv, der Rehberg und das Brocken-Massiv flankiert vom Achtermann und Wurmberg (Bild 4) sowie Teile Braunlages sind zu sehen. Gutes Wetter vorausgesetzt ist dies ein schöner Ort zum Verweilen. Bis zu einem Brand im Jahr 1980 stand hier ein Hotel mit Aussichtsturm. Der Hotelbetrieb wurde bereits 1975 eingestellt.

Historischer Bahnhof Stöberhai

Weiter geht es dann wieder bergab zum Historischen Bahnhof Stöberhai. Wer gut zu Fuß ist, kann den Weg auf einem steilen Waldpfad abkürzen. Wenig länger ist sonst der Weg über die Forststraße. Nach etwa zwei Kilometern führt der Weg in eine Talsenke. Halbrechts fällt der Blick auf das etwas bergan stehende historische Gebäude des Bahnhofs Stöberhai (Bild 5). Bis nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auch im Westharz mehrere Schmalspurbahnen. Bis 1962 fuhr hier ein Zug nach Braunlage. Ihren Betrieb nahm die die Eisenbahn 1899 auf. Die Schienen sind schon lange abgebaut und nur bei genauem Hinsehen wird die alte Bahntrasse noch sichtbar. Der Bahnhof beherbergt heute eine kleine aber feine Waldgaststätte. Nach einer Renovierung wird die Gaststätte seit 2005 von neuen Pächtern betrieben. Die kalte und warme Küche findet ihre Zutaten in der Region. Eine geräucherte Forelle zählt zu den Gaumenfreuden, das Fleisch kommt vom Harzer Höhenvieh oder aus Harzer Wildbeständen. Seit 2010 führt hier auch der Harzer Baudensteig vorbei. Wanderin und Wanderer freuen sich in der Regel immer, wenn sie abseits der Zivilisationshektik einen freundlichen Ort für ihre Rast finden. Das ist hier der Fall. Trotz der exponierten Lage sind die Preise moderat. Und vor allem für ältere Waldliebhaber, die keine kilometerlangen Wanderungen mehr unternehmen können, ist dieser entlegene Ort dennoch erreichbar, denn er darf mit dem Auto angefahren werden.

Nach der stärkenden Rast geht es über den Parkplatz wieder neben einem Bach parallel zur alten Bahntrasse bergan. An einer Biegung wird eine Jagdhütte rechts des Weges passiert. An der nächsten größeren Wegegabelung geht es nach rechts (Osten) weiter. Bevor die Forststraße wieder bergab führt, zweigt links fast im rechten Winkel ein Forstweg (Rolando-Weg) ab zur Forststraße des Hinweges. In vielleicht gut einhundert Metern Entfernung ist dessen entsprechende Wegabzweigung zu sehen. An dieser Abzweigung geht es nach rechts in Richtung Kaiserweg und zur großen Wegekreuzung nahe des Schweinepfahls. Damit der Rückweg abwechslungsreich bleibt, geht es ab der Kreuzung nahe des Schweinpfahls nicht auf dem alten Weg (Kaiserweg) weiter, sondern links ab (nordwestlich) auf die Waldstraße. Diese trifft nach etwa tausend Metern auf einen von der Odertalsperre kommenden Wanderweg und führt mit diesem dann im Bogen zurück zum Parkplatz beziehungsweise der Bushaltestelle „Lausebuche“. Etwa 18 Kilometer haben die Stiefel nun zusätzlich auf ihren Sohlen.

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Januar 13

Hubertusfeiern im Hainberg

Hubertusfeiern im Hainberg

Ausflugsziele in Ostfalen – Natur, Geschichte, Gegenwart

Mehr als einen Ausflug wert ist der Hainberg zwischen Bockenem und Sehlde. Markante Punkte sind die Bodensteiner Klippen auf dem südlichen Hauptkamm, die Hubertuskapelle mit dem Jägerhaus in der Mitte der bewaldeten Erhebung, der Jägerturm im Nordosten und die Burg Wohldenberg am nordwestlichen Ausläufer des Höhenzuges. Unserer modernen Zeit geschuldet ist zudem noch die Autobahn (BAB 7) zu nennen, die den Hainberg im Nordwesten durchschneidet.

Anfahrt: mit dem Pkw oder mit dem Bus, Fahrplanauskünfte:

Ausgangspunkte: Hainberg, Niedersachsen, Parkplatz an der L500 westlich von Bodenstein Richtung Bockenem, Parkplatz am Nordrand der L498 mitten auf dem Hainberg, am Jägerhaus in der Nähe der L498 mitten auf dem Hainberg oder die Burg Wohldenberg am Nordrand – um die wohl geeignetsten Ausgangspunkte zu nennen

Länge: je nach gewähltem Weg, in diesem Beitrag wird keine bestimmte Tour beschrieben

Höhen: zwischen etwa 150 und 299 Meter über NN

Kennzeichnung der Wege: Ähnlich wie im nahen Harz üblich sind die Wege meist gut beschildert und ausgezeichnet. Dies erfolgt auch hier durch einen Zweigverein des Harzklubs.

Rast: Bänke, Felsen, Gaststätte Jägerhaus

Grundsätzliche Ratschläge: finden sich bei Gedanken, Hinweise und Tipps zum Wandern

Sehlde. (re Winter 2009/2010, aktualisiert Januar 2012) Der Höhenzug erstreckt sich mit seinem nördlich Ausläufer auf einer Länge von etwa neun Kilometern von Nord nach Süd und in einer Breite zwischen vier (im Süden) und sechs (mit seinem nordwestlichen Zipfel) Kilometern in Ost-West-Richtung. Das Gebiet ist vollständig bewaldet und hat vier Haupttäler, von denen sich jeweils zwei nördlich und südlich öffnen. In der Mitte durchquert eine Passstraße den Höhenzug von Bockenem im Westen nach Sehlde im Osten. Die Straße hat dabei auf beiden Seiten einen steilen Anstieg, so dass Radfahrer durchaus in ihrer Kondition gefordert sind.

Als Ausgangspunkte für Wanderungen bieten sich mehrere Standorte an. Im Süden findet sich westlich der Ortschaft Bodenstein ein kleiner Parkplatz am südlichen Rand der L500 von Bodenstein nach Bockenem. Vorbei am Schmiedeteich sind von hier aus die Bodensteiner Klippen auf dem kürzesten Weg zu erreichen. Zugleich kann auch zum Jägerhaus gewandert werden. Und für eine Durchquerung ist dies ebenfalls ein guter Ausgangspunkt. Dann gibt es an der L498, die den Hainberg überquert, einen großen Parkplatz etwa auf dem Scheitelpunkt der Passstraße. Von hier kann in alle Richtungen gut gewandert werden. Die Ausflugsgaststätte Jägerhaus mit der Hubertuskapelle ist nur wenige Gehminuten entfernt. Dort, am Jägerhaus, befindet sich ein weiterer großer Parkplatz, der als Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Jägerturm dienen kann. Und schließlich kann auch bei der Burg Wohldenberg geparkt und von hier aus gewandert werden. Der Hainberg ist dank des Harzklubs auch gut beschildert.

Wer sich auf den Weg macht durch den Hainberg, wird am Wegesrand den einen oder anderen markanten Punkt finden. Zu den bekanntesten Punkten folgen nun einige wissenswerte Informationen.

Bodensteiner Klippen

Die Bodensteiner Klippen befinden sich nördlich der Ortschaft Bodenstein auf dem südlichen Hauptkamm des Hainberges. Ein bisschen wie auf einer Kette aufgereiht ragen die Felsen immer wieder aus dem Waldboden mitunter zehn und mehr Meter empor. Die Klippen sind aus Hilssandstein und reichen auf einer Länge von etwa vier Kilometern bis zum Jägerhaus mit der Hubertuskapelle in der Mitte des Hainbergs.

Hubertuskapelle

Um 1730 herum wurde hier die Hubertuslegende zweimal im Fels verewigt, einmal an der Südwand des Felsen und dann im Innern des Felsen. Die eigentliche Hubertuskapelle befindet sich in einer kleinen Höhle im Felsen unterhalb der Südseite des Jägerhauses. Diese Felsgrotte wurde wahrscheinlich schon lange als heilige Stätte genutzt. Die Kapelle ließ seinerzeit der Droste des Amtes Wohldenberg, der Hildesheimer Domherr Johann Friedrich Anton Freiherr von Bocholtz, einrichten.

Jägerhaus

Vermutlich etwa 1830 entstand das Jägerhaus, welches der Grafen Ernst Friedrich Herbert von Münster erbauen ließ. Zunächst diente es wohl als Jagdhaus des Grafen. Im Lauf der Jahre erfuhr das Gebäude mehrere An- und Umbauten. Später wurde das Haus dann zu einer Waldgaststätte. Auch heute ist das Jägerhaus seit vielen Jahren wieder eine beliebte Waldgaststätte. Bei Wanderungen oder Montainbike-Touren über den Hainberg ist es ein willkommener Ort für eine längere Pause. Mit dem großen Parkplatz kann es aber auch als Ausgangs- und Endpunkt für diverse Touren dienen. Eine Stärkung am Ende einer Tour kann auch ein guter Abschluss sein. Seit Juni 2013 hat die Waldgaststätte Jägerhaus leider ihre Pforten geschlossen. Bis auf weiteres steht sie also nicht mehr für eine Stärkung vor, während oder nach einer Tour zur Verfügung.

Der heilige Hubertus unterm Hakenkreuz

Der letzte große Umbau des Jägerhauses fand 1936 statt. Für die seit 1933 alljährlich stattfindenden Hubertusfeiern der „Deutschen Jägerschaft“ ließ Friedrich Alpers das Jägerhaus umbauen. Es wurde nun zur „Weihestätte“ der Deutschen Jägerschaft. Alpers war damals „Gaujägermeister“ des „Jagdgaues Braunschweig“ und SS-Standartenführer. Der Umbau stand im Zusammenhang mit weiteren Baumaßnahmen bei Braunschweig für den „obersten deutschen Jäger“, den „Reichsjägermeisters“ Hermann Göring.

Diese historische Begebenheit wird an verschiedenen Stellen im Internet recht unbeschwert und ohne jede kritische Anmerkung berichtet. Das Jägerhaus selbst hatte zuletzt seinen Internetauftritt mittlerweile komplett überarbeitet und auch die Domain gewechselt. Die seinerzeit (2010) noch zu findenden recht unkritischen Worte sind dabei gleich mit verschwunden. In einem auf der Internetseite wiedergegebener Pressebericht distanziert sich das Jägerhaus nun eindeutig von der braunen Vergangenheit und der leider auch heute noch anzutreffenden Geisteshaltung. An anderer Stelle im Internet wird aber weiter schlicht vom „Reichsjägermeister Hermann Göring“ gesprochen oder einfach von „prominenten Mitmenschen“. Noch heute (2012) sind denn auch die Spuren dieser unseligen Vergangenheit zu finden.
Anmerkung Mai 2016: 2013 wurde der Gastronomiebetrieb im Jägerhaus aus Altersgründen aufgegeben. Inzwischen hat das Jägerhaus einen neuen Besitzer gefunden mit widerum neuer Domain (siehe oben). Wie und wann dort wieder ein Gastronomiebetrieb stattfindet, ist noch offen.

Die beteiligten Personen sollen hier nicht einfach in die braune Ecke gestellt werden. Und genauso wenig ist dies ein weiterer Versuch, die gesamte Jägerschaft in diese Ecke zu stellen. Doch dieser sorglose Umgang mit diesem finstersten Kapitel deutscher Geschichte gibt Anlass, es anzusprechen.

Wie alle Vereine und Verbände in Deutschland war auch die Deutsche Jägerschaft von den Nazis gleichgeschaltet worden. Und das Göring ein leidenschaftlicher Jäger war, kann anderen Jägern nicht zum Vorwurf gemacht werden. Insofern sollte also nicht ohne nähere Betrachtung der Stab gebrochen werden. Jedoch müssen alle Unternehmungen in dieser Zeit auch immer im Zusammenhang mit dem mörderischen Regime Hitlers betrachtet werden. So fanden diese Hubertusfeiern mit anwesenden Naziführern sicher mit dem monströsen Schmuck und der menschenverachtenden Rhetorik der Nazis statt. Da dann einfach vom „Reichsjägermeisters Hermann Göring“ zu sprechen, als sei er irgendeine „prominente Persönlichkeit“, grenzt fast schon an  Geschichtsverfälschung.

Der „Reichsjägermeisters“ Hermann Göring war lange Zeit der Stellvertreter Hitlers. Er veranlasste den Bau der ersten Konzentrationslager und die Gründung der Gestapo. Im Juli 1941 erließ er den Befehl zur „Endlösung der Judenfrage“ und war somit einer der Hauptverantwortlichen für die Vernichtung der Juden in Deutschland und Europa. Das darf bei der Nennung seines Namens oder seiner Taten nicht unerwähnt bleiben.

Burg Wohldenberg

Die Burg Wohldenberg findet ihre erste Erwähnung im Jahr 1174 als neuer Sitz der Grafen von Wöltingerode. Die Burgherren standen in der Auseinandersetzung zwischen Heinrich dem Löwen und dem deutschen Kaiser auf kaiserlicher Seite. Dies hatte eine Zerstörung der Burg durch den Braunschweiger Herzog zur Folge. Die Burg wurde wieder aufgebaut und blieb bis 1275 im Besitz der Grafen. 1275 erwarb dann der Bischof von Hildesheim die Burg. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg von kaiserlichen Truppen zu großen Teilen zerstört.

Eine Weile dienten die Reste der Burg aber noch als Amtssitz. Aus wirtschaftlichen Gründen wurden 1800 die meisten Gebäude abgerissen. Nur das Pforthaus mit Eckturm und der Stumpf des Bergfrieds sind erhalten geblieben. Der Eckturm wurde zum Glockenturm der 1731 erbauten katholischen Pfarrkirche St. Hubertus, der Stumpf des Bergfrieds wurde 1856 zu einem Aussichtpunkt ausgebaut.

Unterhalb der Burg entstand 1852 ein neues Amtshaus, welches heute als Haus Wohldenberg eine Jugendbildungsstäte der katholischen Kirche beherbergt. Der Bergfried befand sich zuletzt im Besitz des Landes Niedersachsen und wurde 1993 an einen Mobilfunknetzbetreiber verkauft, der dort eine Antennenanlage installiert hat. Die katholische Kirchengemeinde ist Pächter des unverändert zugänglichen Turms.

Als Ausgangspunkt für eine Wanderung ist die Burg Wohldenberg über eine Stichstraße zu erreichen, die von der K308 oberhalb der Ortschaft Silium abzweigt. Wie über die Bodensteiner Klippen kann auch von der Burg Wohldenberg aus zum Jägerhaus gewandert werden, so dass eine Einkehr auf halber Strecke möglich ist. Dabei führt der Weg anfangs über teilweise schmale aber gut zu begehende Pfade. Auf dem Weg zur autobahn wechselt der Weg dann auf eine Forststraße, die die BAB7 über eine 2012 erneuerte Brücke überquert.

Auch von anderen Orten am Hainberg können Wanderungen begonnen werden. Da diese Orte für diesen Artikel aber noch nicht wandernd erkundet wurden, bleibt es zunächst bei einigen allgemeinen Informationen.

Jägerturm

Der Jägerturm diente ebenfalls der Jagd und wurde wohl im Jahr 1736 errichtet. Leider ist der Turm selbst heute nicht zugänglich. Aber als Anlaufpunkt während einer Wanderung durch den Hainberg lohnt er dennoch.

BAB 7

Die Bundesautobahn 7 wurde in mehreren Abschnitten seit 1937 als Nord-Süd-Verbindung gebaut. Der Abschnitt durch den Hainberg wurde erst nach dem Krieg in den 1950er Jahren erbaut und freigegeben. Die für unsere derzeitige Mobilität sicher notwendige Autobahn stellt einen starken Einschnitt in die Landschaft dar. Besonders für die Tierwelt wurde zahlreiche Wechsel unterbrochen.

Da der Hainberg sicher noch weitere Wanderungen wert ist, wird dieser Artikel wohl auch noch die eine oder andere Ergänzung und Bearbeitung erfahren.

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Quellen

Brüning, Kurt; Schmidt, Heinrich (Hrsg.):

Handbuch der historischen Stätten Deutschlands: Zweiter Band: Niedersachsen und Bremen. 3., verb. u. erw. Aufl. Stutgart: Alfred Körner Verlag, 1969.

http://www.jaegerhaus-strohmeyer.de (Herbst/Winter 2009/2010; mittlerweile offline)

http://www.jaegerhaus-hainberg.de/ Neue Internetseite des Jägerhauses im Hainberg (bis 2013; mittlerweile offline)

http://www.jaegerhaus-sehlde.de nun aktuelle Internetseite des Jägerhauses im Hainberg – derzeit nur mit kurzer Information über den aktuellen Sachstand

Diverse Webseiten, die gefunden werden, wenn nach dem Hainberg, der Hubertuskapelle oder dem Jägerhaus gesucht wird.

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