Juli 24

Norwegen

Norwegen – Trauer, Mitgefühl, Gedanken, Fragen

Ein Versuch, der Sprachlosigkeit Worte zu geben

Trauer breitet sich aus, bei den Gedanken an die unfassbare Tragödie in Norwegen. Sprachlos wandern Gedanken und Gefühle zu den Menschen in diesem wunderschönen Land. Viel Kraft und viel Liebe ist den Überlebenden und den Angehörigen der Toten und der Verletzten zu wünschen, denn für sie hat nun eine schwere Zeit begonnen.

Fragen

Aus diesen mitfühlenden Gedanken erwachsen dann Fragen: Die Angehörigen fragen, warum? Warum mein Kind, mein Bruder, meine Mutter? Warum sie und nicht jemand anders? Was habe ich falsch gemacht? … Solche Fragen stellt sich jeder, der einen geliebten Menschen verloren hat. – Und wir?, wir, die wir nicht so unmittelbar betroffen sind, wir fragen, warum sind Menschen zu so etwas fähig? Warum hat der Täter so gehandelt? Was hat diesen Menschen zu solchen das Leben und die Menschen vollkommen verachtenden Taten getrieben? Was hat ihn sich seiner Menschlichkeit völlig entledigen lassen? Was hat diesen Menschen so deformiert, dass ihn Verblendungen stärker leiten konnten als die jedem Menschen inne wohnende Menschenliebe? …

Antworten

Fragen über Fragen aber keine abschließenden Antworten lassen sich finden. Wir können uns einer Erklärung für eine solche Tat nur annähern, sie aber nie ganz finden. Wichtig ist aber, zu erkennen, dass nicht nur der Täter selbst vollkommen „versagt“ hat, sondern dass sich in solchen Momenten auch wir Mitmenschen fragen müssen, wo wir versagt haben? – Wo wir versagt haben nicht so sehr im konkreten Handeln, als vielmehr in der Gestaltung unseres Zusammenlebens?

Verantwortung

Denn, auch wenn jeder Mensch am Ende für seine Taten verantwortlich ist!, jeder Mensch ist auch ein „Produkt“ seiner Lebenswelt (Gesellschaft, Bekannte, Freunde, Familie). Welchen Anteil hat es, dass wir vieler Orten Gewalt versteckt oder offen als Lösungsweg akzeptieren?  Wie viel der Verantwortung liegt zum Beispiel in einer Gesellschaft, die in der Wirtschafts- und Finanzwelt aggressives und egoistisches Verhalten honoriert? Oder wird der Keim vielleicht schon gelegt, wenn sich im Streitfall ein Vater nicht auf die Ebene des Kindes begibt, um ihm Auge in Auge das Problem zu erklären, sondern lieber von oben herab Befehle erteilt? …

Schweigen

Einmal angestoßen reiht sich Frage an Frage, folgt Erklärungsversuch auf Erklärungsversuch. Und irgendwann sind wir dann wieder bei den trauernden Menschen – und – schweigen.

Nachgedanken

Wie auch immer wir uns diese Tragödie erklären. Gesetze, die unsere demokratischen Freiheiten weiter einschränken, wären die falsche Antwort. Sie würden nur den menschenverachtenden Blendern zuarbeiten, die solchen Tätern die Begründungen liefern. Wichtiger ist es vielmehr, dass wir unser Zusammenleben stetig zunehmend freier und menschlicher gestalten. Der norwegische Ministerpräsident hat es so zum Ausdruck gebracht:

„Keiner wird uns zum Schweigen bomben. Keiner wird uns zum Schweigen schießen. Ihr werdet uns nicht zerstören. Ihr werdet unsere Demokratie oder unsere Idee einer besseren Welt nicht zerstören. Wir werden die Schuldigen finden und zur Verantwortung ziehen. Am Ende wird es mehr Offenheit und Demokratie in unserem Land geben.“

Jens Stoltenberg nach den beiden Anschlägen in Oslo und auf der Insel Utøya (zitiert nach einem Beitrag der SPD).

Und bei all der Bestürzung und Betroffenheit, die uns angesichts der unfassbaren Tragödie in Norwegen überkommt, dürfen wir aber nicht vergessen: auch anderswo in der Welt leiden und sterben Menschen in Folge menschenverachtender Handlungen. In den Kriegs- und Krisengebieten der Welt ist dies Alltag! Auch die Menschen dort fragen warum? Auch sie brauchen unser Mitgefühl! Auch hier stehen wir mit in der Verantwortung!

Rainer Elsner, Wolfenbüttel, 24. Juli 2011

Lesenswerte Beiträge im Netz

  • Eine Diskussion in Richtung der gesellschaftlichen Verantwortung hat zum Beispiel der Spiegelfechter in seinem Blog mit einem kurzen Beitrag angestoßen.
  • Der NPD-Blog dokumentiert, was in der deutschen Neonaziszene zu Norwegen diskutiert wird. Die dort zitierten Beiträge sprechen für sich.
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Juli 20

#1 Ratingagenturen

Ratingagenturen!?

Denk-Anstoß #1 – im Ostfalen-Spiegel

Von Rainer Elsner

Wolfenbüttel, 14.07.2011. Ratingagenturen!? Was sind Ratingagenturen? Ist es aus gesamtgesellschaftlicher Sicht sinnvoll, wenn private, gewinnorientierte Unternehmen über die Kreditwürdigkeit von Staaten (!) entscheiden? Ich denke, eine freie und demokratische Gesellschaft darf dies nicht zulassen!

Staatliche Form und demokratische Legitimation

Staaten sind die Zusammenschlüsse aller jeweils darin lebenden Menschen. Zunächst können und dürfen nur diese Menschen zusammen über ihr Gemeinwesen bestimmen. In der heutigen Realität haben sich die meisten Staaten in Vereinigungen wie der Europäischen Union (EU) oder der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) zusammengeschlossen. Solche und andere grenzüberschreitenden Zusammenhänge bedingen entsprechende Einflussmöglichkeiten. Aber auch diese dürfen nur in staatlicher Form und mit demokratischer Legitimation erfolgen!

Ratingagenturen haben im Zweifel rein wirtschaftliche Motive im Sinn

Im konkreten Fall sind diese Ratingagenturen gerade dabei, Griechenland wirtschaftlich zu „vernichten“. Während die europäischen Staaten neben wohl mehr wirtschaftszentrierten Motiven auch noch ein Interesse daran haben, ihrem Partnerland Griechenland zu helfen, haben Ratingagenturen im Zweifel rein wirtschaftliche Motive im Sinn – die sich nicht zwingend mit denen der gesamten Gesellschaft decken. Von dieser Kritik unberührt bleibt die offensichtliche Notwendigkeit, dass Griechenland wohl sein gesamtes Wirtschafts- und Finanzsystem prüfen und ordnen muss. Wenn dem Staat mehrere Milliarden Euro Steuern fehlen, haben wohl sowohl die staatlichen Institutionen wie auch die säumigen Steuerzahler den Sinn von Steuern nicht begriffen.

vielleicht steckt hinter dem ganzen Vorgang ja auch ein System

Aber vielleicht steckt hinter dem ganzen Vorgang ja auch ein Stück weit ein System. Denn, wer sich an eine Rede des damaligen FDP-Vorsitzenden Westerwelle vor eineinhalb Jahren erinnert, weiß, dass Steuern gerade von so manch Wohlhabenden (nicht allen!) als lästig angesehen werden. Diese Menschen scheinen alles als ihr – mindestens potentielles – Eigentum anzusehen. Entsprechend bestimmt ihr Vermögen über den Lauf der Dinge und nicht ein demokratisch verfasster und von Steuern finanzierter (!) Staat. Ein Staat, den sich diese Menschen dann ja auch mit Hilfe der zunehmenden Privatisierung von Gemeineigentum schleichend aneignen. – Und hierzu passen dann auch die Besitzverhältnisse und die Arbeitsweise der Ratingagenturen, wie sie ein sehr lesenwerter Artikel in den NachDenkSeiten beschreibt.

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Juli 20

Ostfalen-Spiegel: Neue Artikelserie „Anstoß“

Neue Artikelserie „Anstoß“ im Ostfalen-Spiegel

Denkanstöße zu aktuellen Themen

Wolfenbüttel, 14.07.2011. (re) Der Ostfalen-Spiegel führt eine neue Artikelserie mit eigener Kategorie ein. Die Artikelserie heißt „Denk-Anstoß“, die Kategorie trägt den Namen „Anstoß“. Denn in dieser Kategorie werden kurze Denkanstöße notiert, die in der Regel zu aktuell kontrovers diskutierten Themen passen. Die kurzen Artikel haben auch kommentierenden Charakter, stellen aber primär eine oder wenige bedenkenswerte Fragen in den Raum. Diese Fragen mögen dann zum Denken und vielleicht auch zum Diskutieren anregen. Der kommentierende Anteil ist somit zugleich ein erster Diskussionsbeitrag.

Mit dieser Kategorie will die Redaktion versuchen, trotz der begrenzten Zeit den Eigenanteil in den Veröffentlichungen etwas zu erhöhen.

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Juli 19

Herzlichen Glückwunsch Japan!

Herzlichen Glückwunsch Japan! – 日本おめでとう

Danke und alles Gute!

Frankfurt am Main / Wolfenbüttel / Tokio, 17/19.07.2011. (re) Nun sind die japanischen Fußballerinnen wieder zurück in ihrer Heimat. Danke liebe Japanerinnen für diesen schönen Abschluss der Weltmeisterschaft! Damit hatte anfangs wohl niemand gerechnet. Japan wird Fußballweltmeisterin. Schweden vielleicht, die USA bestimmt, aber Japan? Und hier haben wir ja ohnehin alle gedacht, Deutschland holt den Titel erneut. Doch diesmal wollte es nicht richtig klappen. Vielleicht war der Druck auch zu hoch, den unsere Erwartungshaltung erzeugt hat. Aber das soll hier nicht Thema sein. Dieser kurze Artikel möchte mit Japan feiern, denn Japan hat den Titel gleich mehrfach verdient.

Sportlich verdient

Ohne jeden Zweifel hat die japanische Frauen-Nationalmannschaft den Titel sportlich verdient, denn sie haben es mit ihrer sportlichen Leistung geschafft, ins Endspiel zu kommen und am Ende auch das Spiel zu gewinnen. Das trotz allem immer auch etwas Glück dazu gehört, schmälert den Erfolg nicht – denn das hätte auch für jede andere Mannschaft gegolten. Die USA haben zwar lange dominiert, aber Japan hat nicht aufgegeben und ist immer wieder aufgestanden.

Menschlich verdient

Auch Menschlich haben die Japanerinnen den Titel verdient, denn sie haben auch durch ihr Auftreten überzeugt – und deshalb auch den FIFA-Fairplay-Preis bekommen. Ohne jede affektierten Allüren, natürlich und bescheiden haben sie mit Begeisterung gespielt und sich am Ende in der gleichen Haltung gefreut. Auch das macht es angenehm, sich mit Japan zu freuen.

Solidarität mit den Menschen

Und dann hat Japan diese Freude auch verdient, weil das Land noch lange mit einer Tragödie leben muss, die sonst wenig Anlass zur Freude gibt. In wenigen Tagen wird der Alltag mit den von Naturgewalten verwüsteten und von menschlicher Verantwortungslosigkeit radioaktiv verseuchten Landschaften die Menschen wieder eingeholt haben. Auch aus der Solidarität mit den Menschen in Japan freut einen diese kleine Ablenkung für die Japanerinnen und Japaner.

Nochmal also: Herzlichen Glückwunsch Japan zum Titel und Danke für die schönen Spiele!

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