Februar 17

Zeitgeist

Zeitgeist

Gedanken zum Zeitgeist – im Ostfalen-Spiegel

Von Rainer Elsner

 

„Es ist ganz einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Antoine de Saint-Exupéry

Antoine de Saint-Exupéry hat es auf einfache und charmante Weise auf den Punkt gebracht. Wenn es um Menschen geht, hilft keine Oberflächlichkeit. Nicht die Fassade zählt, sondern der Kern. Saint-Exupéry zielte dabei primär auf des Miteinander einzelner Menschen ab. Wo das Herz, das Gefühl sagt, so es denn eindeutig wahrgenommen wird, was wirklich wesentlich ist. Nicht immer mag das deutlich sichtbar sein, aber der Blick mit dem Herzen lohnt immer – auch auf sich selbst!

Und wenn ich dann den persönlichen Bereich verlasse, gelten nicht plötzlich andere Regeln. Was wir jüngst miterleben durften, zeigte uns zum Beispiel, dass das Lächeln eines Herrn zu Guttenberg kein Garant für seine Wahrhaftigkeit sein konnte. Und auch das Lächeln eines Ministers Rösler kann bei ernsthafter Betrachtung nicht über den Anschein hinwegtäuschen, das die verfolgte Gesundheitspolitik wohl nur bestimmte Gruppen in der Gesellschaft bedienen will. Was dann bei genauer Betrachtung aber zu noch mehr Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit führen wird, als sie bereits in unserem Gesundheitssystem vorhanden sind.

Es lohnt sich also, sein Herz zu befragen. Denn da schwingt mit, was Immanuel Kant meint, wenn er vom „moralischen Gesetz in mir“ redet. Wenn wir den Kategorischen Imperativ anerkennen – und diese Frage muss sich jeder Mensch mindestens einmal in seinem Leben stellen –, dann können wir unser Leben eigentlich nicht so fortsetzen, wie wir es derzeit leben (wobei es nicht um kurzfristig radikale Maßnahmen geht – vgl. „Der Finger in der Wunde“). Das gesellschaftliche Leben folgt immer einem Zeitgeist, also einer vorherrschenden Denkhaltung, welche in ihrer ganzen Weite vom Zusammenleben in der Welt bis tief hinein in das persönliche Verhalten wirkt.

Unsere derzeit vorherrschende Geisteshaltung hält dem Kategorischen Imperativ nicht mal ansatzweise stand. Denn in letzter Konsequenz führt sie millionenfach zum Leid oder gar der Vernichtung von Menschen! Ob wir die Militäreinsätze für wirtschaftliche Interessen betrachten, das Kaputkaufen durch „Heuschrecken“, den entsprechenden Vorrang von Aktionärsinteressen vor den gesellschaftliche Interessen z. B. bei der Gentechnik, die unzumutbare Ernte der Kakaobohne für unsere Schokolade durch Kinder oder die Tendenz zu mehr „Schein als Sein“, wie sie jüngst (Februar 2011) bei den Vorwürfen gegen Verteidigungsminister Guttenberg sichtbar wurden – um nur ein paar der unzähligen Beispiele zu nennen, die wir täglich in den Nachrichten und in unserer unmittelbaren Lebenswelt antreffen. Immer geht es um den persönlichen Vorteil einzelner Menschen auf Kosten anderer Menschen, also schlicht um Egoismus!

Auf solche Missstände hinzuweisen und – zum Teil auch konstruktiv – Kritik daran zu üben, das ist der Sinn dieser Sammlung kommentierender Aufsätze. Diese Aufsätze erscheinen hier in loser Folge und fokussieren immer ein Thema. Meist bieten aktuelle Ereignisse die Grundlage für den aber immer allgemeingültiger gemeinten Denkanstoß. Dabei geht es darum, uns Menschen wach zu rütteln und zum eigenen Denken und Fühlen anzuregen. Es sollen, werden und können keine Lösungen geliefert werden. Das wäre auch anmaßend, denn Lösungen können wir nur gemeinsam finden – in einer offenen, menschlichen Diskussion! Was sich hier findet, sind also Denkanstöße für solche Diskussionen.

Auch, da sich aus der Gesamtheit dieser Aufsätze das Selbstverständnis und die Verortung des Ostfalen-Spiegels ergeben, werden diese Aufsätze nun hier auf einer eigenen statischen Seite zugänglich gemacht.

Bis erschienen sind:

I. Tapfer sterben für … – Sollen deutsche Soldaten wirklich in der ganzen Welt kämpfen? – Juni 2010

II. Der Finger in der Wunde – Darf nur der Kritik aussprechen, der über jeden Tadel erhaben ist? – September 2010

III. Die Demokratie lebt vom Diskurs – Können und dürfen politische Entscheidungen ohne faire und offenen Diskussion aller Beteiligten getroffen werden? – Oktober 2010

IV. Mehr Schein als Sein – Von der Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft. – März 2011

V. Begründung einer Hoffnung – Warum wir Deutschen den 23. Mai feiern sollten. – Mai 2011

VI. Wer das Geld hat – hat auch Verantwortung – Mit Besitz und Eigentum ist auch eine Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber verbunden. – August 2011

VII. Demokratie!? – Wie demokratisch sind wir wirklich gesinnt und organisiert?. – Februar 2012

VIII. Energie – … Wir wringen die Erde aus wie einen nassen Schwamm. – August 2012

IX. Was ist jetzt (!) wesentlich? – Verantwortungsbewußtsein, Solidarität und Menschenliebe – Juli 2016

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